Brasilien – Whatsapp-Nutzer können ab sofort nicht nur Nachrichten, sondern auch Geld mit dem berühmten Messaging-Dienst verschicken. Möglich wurde das durch die Integration von Facebook Pay – einem Zahlungsdienst des Facebook Konzerns. Libra, die geplante Kryptowährung der Social-Media-Plattform muss noch abwarten.

Bezahlung ohne Libra – so geht’s

Für den Anfang werden nur Kredit- und Debitkarten von drei brasilianischen Partnerbanken unterstützt: Sicredi, Banco de Brasil und Nubank. Die Banken gehören dem Mastercard bzw. Visa-Netzwerk an. Nun können die Nutzer in der App kostenlos und direkt Bezahlungen von Dienstleistungen und Gütern vornehmen. Gerade Kleinstunternehmen profitieren vom Mehrwert der Facebook Pay Integration bei WhatsApp. Noch letztes Jahr hat Facebook einen neuen Dienst gestartet, der den Versand von Bitcoin über WhatsApp ermöglicht.

In einem Blogbeitrag erklärt WhatsApp, dass es mittlerweile wie selbstverständlich geworden, das die über 10 Millionen Klein- und Kleinstunternehmen „whatsappen“, um sich mit Kunden auszutauschen. Nun können sich die Kunden nicht nur das Angebot eines Unternehmens online ansehen, sondern auch direkt Zahlungen für Dienstleistungen und Produkte vornehmen. Dank der einfachen Zahlungsabwicklung eröffnen sich neue Wachstumschancen für Unternehmen und es wird auch die digitale Wirtschaft gefördert. Auch wenn Marktbeobachter dafür eher mit Libra gerechnet hätten.

Mehr Kunden zum Kauf anregen

Die Gebühren für Händler sollen ungefähr denen von Kreditkartenzahlungen entsprechen. Der Mehrwert für die Unternehmen ergibt sich damit nicht aus der Einsparung von Transaktionsgebühren, sondern vielmehr durch die Möglichkeit, dass die Händler direkt im Messenger bezahlt werden können. Dadurch werden sich möglicherweise auch mehr Kunden zum Kauf entscheiden.

Laut WhatsApp könnten die Nutzer zukünftig ihre Kredikarteninformationen auch in anderen Facebook-Apps verwenden, um für Waren oder Dienstleistungen zu bezahlen. Besonders interessant sind dabei die populären Messenger Dienste des des Social-Media-Giganten – Facebook Messenger und Instagram.

Während der Zahlungsdienst Facebook Pay bereits in zahlreichen Ländern freigeschaltet ist – darunter auch für Facebook-Nutzer in Österreich und der Schweiz – ist Brasilien das erste Land, in welchem das Bezahlen mit WhatsApp möglich ist. US-amerikanische Facebook-Nutzer können den Bezahldienst zum Zeitpunkt zwar nicht in WhatsApp nutzen, dafür aber im Facebook Messenger.

Finanzielle Inklusion? Facebook Pay bietet keinen Mehrwert

Die beiden Projekte von Facebook – Libra und Facebook Pay – ähneln sich zwar auf den ersten Blick, da sie beide Geldüberweisungen innerhalb des Facebook-Ökosystems ermöglichen sollen. Der entscheidende Unterschied besteht in dem Umstand, dass das eine Projekt fest im traditionellen Finanzsystem verankert ist, das zweite jedoch durch die Kooperation mit Mittelsmännern wie  Kreditkartenanbietern und Banken.

Der Unterschied zeigt sich vor allem auch in der Inklusion von Menschen, die über einen eingeschränkten bzw. über keinen Zugang zu Bankdienstleistungen verfügen. Während die finanzielle Inklusion bei Libra ein entscheidendes Merkmal und Werbemittel ist, leistet Facebook Pay jedoch keinen Beitrag in diesem Sinne.

Der ursprüngliche Entwurf des Libra-Projekts stiess bei den meisten Finanzmarktregulatoren auf verschlossene Türen, weil sie eine Gefährdung der Finanzmarktstabilität befürchteten. Deshalb hat die Libra Association die Zulassung bei der FINMA beantragt.

Facebook hat mittlerweile seine Strategie geändert und möchte nun statt eines internationalen und durch Staatsanleihen gedeckten Stablecoins nun auf mehrere Coins und lokale Varianten setzen. Deshalb ist durchaus vorstellbar, dass eine lokale Libra-Version eines Tages für das Bezahlen mit Facebook Pay halten könnte. Bis dahin wartet die Welt immer noch auf die erste Version des Libra Stablecoins.

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