Seit seiner Gründung traf das Projekt Libra von Facebook auf massiven Widerstand durch die Politik. Nun wechselt die Libra Association ihren Namen und firmiert jetzt unter Diem.

Die von Facebook initiierte Digitalwährung Libra wird nun in Diem umbenannt, um die Unabhängigkeit des Projekts vom amerikanischen Internetkonzern zu betonen. Die Umbenennung soll einen »neuen Tag für das Projekt« symbolisieren (»Diem« ist lateinisch für »Tag«).

Libra ändert die ursprüngliche Strategie

Die ursprünglichen Pläne des Projekts stiessen auf grosse Gegenwehr der Zentralbanken und der Spitzenpolitik, weshalb Libra seine Strategie ändern und die Ambitionen reduzieren musste. Der Start der Digitalwährung wird laut aktuellen Berichten auf Januar 2021 geplant.

Facebooks wiederholte Verstösse gegen Datenschutz brachten die Frage auf, ob man einem so grossen Konzern die Finanzströme von Millionen von Menschen anvertrauen darf? Mittlerweile zog sich Facebook jedoch als führendes Unternehmen zurück. Was übrigblieb ist die Wallet Novi, die in ihrem Logo den dezenten Hinweis trägt, dass es sich um ein Facebook-Produkt handelt. Der Konzern betont jedoch, dass er nur ein Mitglied unter vielen sei.

Diem – ein neuer Name und ein neuer Start für Libra

Mit der Umbenennung möchte das Projekt nun seine Unabhängigkeit von Facebook betonen, denn schliesslich hat die Nähe zum Konzern eher Nachteile gebracht. Ob diese Strategie helfen und einen Neuanfang ermöglichen wird, ist mehr als fraglich. Die Idee einer Digitalwährung dieser Art hat die westliche Welt wachgerüttelt, doch weder die EU noch die USA schwärmen für ein solches Zahlungssystem – egal welchen Namen es am Ende trägt. Stattdessen basteln die Zentralbanken lieber an einer eigenen digitalen Zentralbankwährung (CBDC), die ebenfalls bereits 2021 starten könnten.

Der bisherige Gegenwind für Libra wird möglicherweise genauso hart wehen für Diem. Schliesslich handelt es sich bei dieser Digitalwährung um eine Konkurrenz für Fiat und nicht etwa um ein alternatives System, wie es mit dem Bitcoin der Fall ist. Wenn es um die Digitalisierung von Fiatwährungen geht, so wollen lieber die Zentralbanken für die Umsetzung sorgen. Für Diem wird es umso schwieriger sein, da mithalten zu können.

Facebook hatte vor wenigen Monaten auch seine digitale Wallet für die Kryptowährung umbenannt, weil sie sehr nahe am Namen Libra gewesen sei. So wurde Calibra zum Novi. Die hauseigene Wallet soll nach bisherigen Plänen in Facebook-Diensten wie Messenger und WhatsApp genutzt werden können.

Facebook bleibt ein wichtiges Mitglied der Vereinigung

Seit Facebook seine geplante Kryptowährung 2019 vorgestellt hatte, mangelte es nicht an Kritik. Durch die drohenden Probleme mit der Politik und den Regulierungsbehörden wurden schnell die ersten Partner verschreckt. Das Projekt wurde zwischendurch sogar als gescheitert erklärt. Erst vor wenigen Tagen kam die Meldung, dass Libra dennoch in einer abgespeckten Form starten soll.

Das Team halte jedoch fest an den ursprünglichen Plänen, ein weltweit sicheres Bezahlsystem für die Wirtschaft und für Privatleute zu schaffen. Der neue Name soll dabei die Unabhängigkeit des Projekts und die wachsende Reife signalisieren, betonte der CEO der Diem Association, Stuart Levey gegenüber Reuters. Doch die Verbindungen zu Facebook sollen nicht gekappt werden und das Unternehmen bleibe weiterhin ein wichtiges Mitglied der Vereinigung, die aktuell insgesamt 27 Mitglieder zählt.

Man wolle sich von anderen Krypto-Anbietern unterscheiden, indem man den Anforderungen von westlichen Regierungen und Regulierungsbehörden gerecht werde, so Levey.

Kryptowährung Diem startet stark abgeschwächt

Die Libra Association hatte noch im April 2020 die Zulassung bei der FINMA beantragt. Um die Zulassung der Schweizer Finanzmarktaufsicht für den Betrieb als Zahlungsdienst zu bekommen, soll Diem stark abgeschwächt an den Start gehen. So soll es statt mehreren vorerst nur eine einzige Währung geben, die an den Dollar gekoppelt ist und die ein Wechselverhältnis von 1:1 haben soll. Laut Insidern sollen später weitere Währungen hinzukommen, wie auch ursprünglich geplant.

Facebook überliess mittlerweile die Kontrolle der Organisation mit Sitz im Genf, nachdem die Lizenzierung des Projekts in der Schweiz beantragt wurde. Die Schweizer Finanzmarktaufsicht hat noch kein grünes Licht für den geplanten Projektstart gegeben. Daher bleibt es noch abzuwarten, ob der Stablecoin „Diem Dollar“ im Januar 2021 auf den Markt kommt.

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