Der russische Tornado.Cash-Entwickler Alex Pertsev bleibt auch weiterhin in Haft. Bis mindestens zum 20. Februar wird der Programmierer nicht in Freiheit leben können. Erstmals nennen niederländische Juristen konkrete Vorwürfe und machen so ihr fehlendes Verständnis deutlich.

Alex Pertsev: Haftzeit wächst um weitere drei Monate

Alexey Pertsev, auch Alex genannt, ist einer der führenden Köpfe hinter dem Ethereum-Mixer Tornado.Cash. Es handelt sich um ein dezentralisiertes Protokoll, das durch einen Smart Contract betrieben wird. Durch die Verwahrung der Nutzergelder und die Ein- und Auszahlung vorgefertigter Beträge bietet es Anwendern einen Weg zur Anonymisierung von Ethereum oder ETH Token.

Pertsev gründete das IT-Sicherheitsunternehmen PepperSec, das er zusammen mit seinen Kollegen Roman Semenov und Roman Storm betrieb. PepperSec ist der Hauptentwickler hinter Tornado.Cash, doch eine Beteiligung ist jedermann möglich, da das Projekt quelloffen ist und eine DAO über seine Verwaltung bestimmt.

Die DAO verwendet den ERC-20 Token TORN, um Abstimmungen durchzuführen. Ausserdem werden die Einnahmen von Tornado.Cash unter den Haltern aufgeteilt. Pertsev wurde im August von der niederländischen Polizei festgenommen.

Schnell galt seine Arbeit an Tornado.Cash als Grund für die Festnahme. Nur kurz zuvor sanktionierte das US-Finanzministerium den Mixer. Anschliessend kamen Informationen ans Licht, die nahelegten, dass Pertsev womöglich aufgrund früherer Tätigkeiten in den Fokus geraten sein könnte.

Als Programmierer arbeitete er zuvor für ein russisches Unternehmen, das unter anderem vom russischen Geheimdienst beauftragt wurde. Im August sprachen niederländische Behörden von 90 Tagen Haft für Pertsev. Nun verlängert man seine Haft um weitere 90 Tage, wie CoinDesk nach einer gestrigen Anhörung berichtet.

Schon gewusst? Der Vorfall Tornado.Cash führte zu heftigen Auseinandersetzungen, nach denen ein Grossteil des Ethereum-Netzwerks aktive Zensur ausübt.

Niederländische Behörden im Fall Tornado.Cash vollkommen ahnungslos?

CoinDesk sprach zudem mit der niederländischen Staatsanwältin Martine Boerlage, die erstmals konkrete Vorwürfe gegen Pertsev nennt. Demnach gehe es um den Vorwurf der Geldwäsche. Als Autor des Programmcodes sei Pertsev für etwaige Geldwäsche über Tornado.Cash verantwortlich.

Boerlage ist sicher, dass Tornado.Cash in der vollen Kontrolle von PepperSec gewesen sei. Deshalb sei Pertsev rechtmässig zu verurteilen.

Es handelt sich hierbei um einen ganz eindeutigen Fall von Geldwäsche.

Erklärt Boerlage. Laut niederländischen Gesetzen sei es verboten, die Bewegungen von Geld zu verschleiern. Diesem Gesetz habe Pertsev zuwidergehandelt.

Genau das macht ein Mixer wie Tornado.Cash für den Kunden.

Erklärt sie. Pertsev und sein Anwalt Keith Cheng zeigen sich von den Vorwürfen und der Haftverlängerung enttäuscht.

Es ist klar, dass diese Richter mit der Materie nicht so vertraut sind, wie sie es sein sollten.

Erklärt Cheng. Dass die niederländischen Behörden im Fall vollkommen ahnungslos sind, geht aus einem weiteren Kommentar der Staatsanwältin hervor. Gegenüber CoinDesk nennt Boerlage ein einfaches Beispiel:

Ein Bankmitarbeiter könne eine Einzahlung nicht einfach annehmen, wenn ein Kunde mit einem Haufen von Hundert Euro Scheinen ankommt. Die Herkunft des Geldes müsse hinterfragt werden.

Wenn Sie als Bank nicht wissen, woher das Geld kommt, und noch keinen Mechanismus eingebaut haben, um das zu überprüfen, dann ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass Ihr Dienst Geld wäscht.

Erklärt sie. Laut Ethereum-Gründer seien Blockchain-Analysen durch Smart Contracts technisch möglich. Genutzt werden sie bislang allerdings nicht. Für derartige Selektion wären sie nötig.

Niederländische Staatsanwältin erklärt Tornado.Cash für zentralisiert

Laut Boerlage ist Tornado.Cash praktisch gesehen ein Produkt von PepperSec. Die drei Gründer hätten konstant Gespräche darüber geführt, wie sie ihre Protokoll künftig verändern. Das gehe aus Chats hervor, in die man durch die Festnahme von Pertsev Einblick erlangt hätte.

Demnach halten die Gründer von PepperSec zusammen so viele TORN-Token, dass sie jede Entscheidung zu ihrem Vorteil beeinflussen können. In manchen Konversationen habe man darüber diskutiert, wie man die Bestrafung durch Geldwäschegesetze verhindert. Ausserdem habe man gewusst, dass Kriminelle den Dienst verwenden.

Für Boerlage ist das ein weiteres Indiz für ein bewusst schädliches Verhalten. Anwalt Cheng erklärt, die Behörden hätten keine konkreten Beweise für gesetzwidrige Tätigkeiten durch Pertsev liefern können. Er argumentiert, dass Tornado.Cash der Privatsphäre jedes Nutzers dient. Auf einer neutralen Blockchain könne man einzelne Nutzer nicht ausschliessen.

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