Seit einigen Wochen nimmt die US-Börsenaufsicht SEC die Kryptobranche unter Feuer. Nun äussert sich ihr Vorsitzender Gary Gensler und behauptet, alle Kryptos ausser Bitcoin seien Wertpapiere. Damit stellt er deren Regulierung in Aussicht.

Gary Gensler: Alle Kryptos ausser Bitcoin sind Wertpapiere

In einem Gespräch mit NYMag erklärt Gary Gensler, alle Kryptowährungen ausser Bitcoin seien Wertpapiere. Der 65-Jährige ist der Vorsitzende der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC und eine treibende Kraft bei der Bekämpfung der Kryptobranche durch die staatliche Einrichtung über die letzten Wochen.

So sagte die SEC bereits dem Staking und Stablecoins den Kampf an. Gegen die Köpfe hinter der Kryptowährung Terra (LUNA) erhob sie Anklage. Jesse Powell, Krypto-Veteran und Unternehmer, befürchtet unterdessen, dass die SEC Innovationen der Branche gefährdet.

Durch seine neuesten Aussagen stellt Gensler eine weitere Regulierung der Branche durch die Behörde in Aussicht. Für die Umsetzung von Wertpapiergesetzen ist sie zuständig. Auf deren Grundlage erhebt sie üblicherweise Anklage – auch dann, wenn unklar ist, ob die Gesetze überhaupt zutreffen.

“Man kann eine Website und eine Gruppe von Unternehmern finden, die ihre juristischen Personen in einem Steuerparadies im Ausland ansiedeln. Oft haben sie eine Stiftung. Sie versuchen, Arbitrage zu betreiben und die Rechtsprechung zu erschweren oder Ähnliches.”

Beschreibt Gensler Kryptowährungen. Lediglich der Bitcoin sei da anders. Er funktioniere deutlich dezentraler. Ohne zentrales Unternehmen im Hintergrund würden die Wertpapiergesetze nicht zutreffen, sodass auch keine Regulierung notwendig sei.

Droht die Regulierung von Krypto durch die SEC?

Gensler glaubt, viele Unternehmen verwenden Kryptowährungen, um leicht und ohne regulatorische Aufsicht Geld zu verdienen. Um Regulatoren auszuweichen, gründen sie Unternehmen in förderlichen Jurisdiktionen oder verbergen ihre Arbeit hinter einem Netz aus Firmen.

Sie könnten ihre Token zunächst aus dem Ausland veröffentlichen und behaupten, dass es sechs Monate dauern wird, bevor sie in die USA zurückkehren.

Beschreibt Gensler dieses Vorgehen. Letztlich seien jedoch alle Kryptowährungen gleich – eben bis auf den Bitcoin. Zumindest folgendermassen:

Im Kern sind diese Kryptowährungen Wertpapiere, weil es eine Gruppe im Zentrum des Projektes gibt und die Öffentlichkeit auf der Grundlage dieser Gruppe Gewinne erwartet.

Tatsächlich gibt es sehr viele Kryptowährungen, die von zentralen Unternehmen gelenkt werden. Unter den zehn grössten Kryptos bestehen aktuell nur zwei ohne Premine – Bitcoin und Dogecoin.

Alle weiteren Kryptowährungen verfügen also im Hintergrund über exponierte Unternehmen, die in der Entwicklung oder beim Betreiben der Blockchain eine zentrale Rolle spielen.

Gensler glaubt, dass eine regulatorische Aufsicht trotz der Strategien der Krypto-Unternehmen möglich ist. Inzwischen äussern sich einige Szene-Anwälte zu dieser Option. Sie sind vom Misslingen dieser Idee überzeugt.

Kann die SEC Kryptos praktisch verbieten?

Laut Anwalt Jake Chervinsky habe die SEC gar nicht die nötigen Befugnisse, um die Kryptobranche zu regulieren. Um diese Autorität zu erlangen, müsste zuerst ein Gerichtsverfahren gewonnen werden. Die Behörde müsste bestimmte Kryptowährungen dafür explizit anklagen.

Aufgrund der grossen Menge an Kryptowährungen sei eine umfassende Regulierung aber generell nicht möglich, glaubt Gabriel Shapiro. Der grösste Datenaggregator, CoinMarketCap, listet aktuell fast 23.000 verschiedene Kryptos.

In der Vergangenheit sei die SEC daran gescheitert, ihre Aufsicht langfristig auszuüben. Schuld daran seien die Massnahmen der Behörde. Zentralisierte Krypto-Unternehmen habe man mit Geldstrafen belegt. Ausserdem forderte man eine Registrierung als Wertpapier oder die Vernichtung der Premine und ein Delisting gefordert.

In allen Fällen hätten diese Forderungen zum kompletten Wertverlust der jeweiligen Kryptowährung geführt. Für die Entwickler bestand dann nur noch die Option, von vorne zu beginnen und eine neue Währung zu erschaffen.

Bild: Third Way Think Tank via Flickr

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