Mögliche Geldwäsche mit Kryptowährungen wird von Behörden gern als Argument genutzt, um die digitalen Anlagen oder ihre Nutzer einzuschränken. Aus einer neuen Untersuchung geht hervor, wie wenig Geldwäscher wirklich eingeschränkt werden und welcher Tricks sie sich bedienen.

Geldwäscherei mit Krypto unverhinderlich?

Massnahmen wie KYC und AML sind in der Kryptobranche nun seit gut einem halben Jahrzehnt weit verbreitet. Die Argumente für die staatlich verordnete Kontrolle sind dabei immer die gleichen: Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung wolle man verhindern.

Kürzlich veröffentlichen Blockchain-Analysten des Unternehmens Elliptic einen Bericht mit dem Titel The state of cross-chain crime report 2022, in Deutsch: Bericht über den Stand der Cross-Chain Kriminalität.

Dort wertet das in der Szene bekannte Unternehmen aus, wie Kriminelle die Spuren ihrer Kryptowährungen verwischen. Das betrifft insbesondere Bitcoin, aber auch andere Kryptos wie Ethereum nennen die Analysten explizit.

Durch die Blume kritisiert Elliptic mit seinen Erkenntnissen die behördlichen Vorgaben. So geht aus dem Bericht hervor, dass die Antigeldwäschemassnahmen zu grossen Teilen erfolglos sind. Das Unternehmen identifiziert Gelder in Höhe von mindestens vier Milliarden US-Dollar, die ungeachtet prozessiert wurden.

Dass den Verantwortlichen die Geldwäsche gelingt, lässt sich einfach erklären: Sie meiden Plattformen, die von staatlicher Kontrolle betroffen sind und wenden sich zumeist dezentralisierten Krypto-Börsen, Cross-Chain-Bridges oder Swappern zu.

In Zukunft wird der behördliche Druck auf den einzelnen Nutzer weiter wachsen – auch in der Schweiz. Schuld daran ist die Travel Rule, die vom Fiatgeld auf Krypto ausgeweitet wird. Die meisten der von Elliptic beobachteten Geldwäscher wird das nicht betreffen, denn sie verdienen ihr Geld in Kryptowährungen und müssen eine Fiat-Onramp daher nicht durchlaufen.

So gelingt die Krypto-Geldwäsche

Um den Bericht anzufertigen, beobachtete Elliptic Geldflüsse transparenter Blockchains. Viele der Gelder werden über Netzwerke wie Bitcoin oder Ethereum transferiert, die jedem beliebigen Nutzer öffentliche Einblicke gewähren.

Die Kryptowährungen werden beispielsweise von Hackern und Betrügern erbeutet oder über Marktplätze im Darknet transferiert. Sobald die Verantwortlichen Zugriff auf das Geld haben, beginnen sie ihre Geldwäsche mithilfe eines unkontrollierten Dienstes.

Je nach erbeutetem Coin unterscheidet sich das Vorgehen. Dennoch ähnelt sich das Prinzip. Es wird immer ein Chain Hop angestrebt. Es handelt sich dabei um den Tausch von Kryptowährungen untereinander. Diese gehören zumeist nicht ein und derselben Blockchain an.

Herkunft Gelder Swapper Geldwäsche
Herkunft der Gelder, die man mit Swappern wäscht.

Hält die Person etwa Bitcoin, so erfolgt die Geldwäsche in 97 Prozent der Fälle über sogenannte Coin Swapper, auch unter Ausdrücken wie Instant Exchanges bekannt. Der Nutzer sendet eine Kryptowährung an den Dienst und erhält nach erfolgter Sendung eine andere Währung an eine angegebene Blockchain-Adresse ausgezahlt.

Als Schnittstelle dient dabei die Nutzeroberfläche des Swappers. Daten des Tauschs sind auf der Blockchain also nicht zu erkennen. Insgesamt verzeichnete Elliptic 1,2 Milliarden durch Swapper gewaschene US-Dollar.

Hält der Nutzer hingegen Ethereum oder einen ERC-20 Token, so erfolgt die Geldwäsche meist über einen DEX. Ein DEX ist dem Swapper sehr ähnlich. Es handelt sich sozusagen um eine dezentrale Version eines Swappers. Die Rolle der Entwickler sinkt, während höhere Standards der Neutralität gegenüber dem Nutzer und seinen Gelder eingehalten werden.

Geldwäsche beliebteste DEXs
DEXs nach Anteil der Geldwäsche. Am beliebtesten ist Aggregator 1inch.

DEXs sind meist nicht interoperabel. Oft tauschen sie Token nur innerhalb einer Smart Contract Plattform. Sie sind ebenfalls für umgerechnet 1,2 Milliarden gewaschene US-Dollar verantwortlich.

Die Cross-Chain-Bridge ist die letzte Art der Anwendung, die bei der Krypto-Geldwäsche nützlich ist. Auf dezentrale Weise werden hier die Coins verschiedener Blockchains miteinander getauscht. Elliptic nennt die RenBridge als besonders beliebtes Beispiel. 540 Millionen US-Dollar seien hier gewaschen worden.

Warum Geldwäsche mit Kryptowährungen so einfach glückt

Elliptic geht davon aus, dass die Rolle der drei verschiedenen Arten von Krypto-Diensten im Bezug zur Geldwäsche weiterhin wächst. Insbesondere Swapper verzeichneten seit 2021 stark wachsende Verwendung.

Letztes Jahr durchliefen nur 0,1 Prozent sämtlicher Bitcoin mit krimineller Herkunft Swapper. Inzwischen stieg der Wert auf 7,5 Prozent. Für Kriminelle werden eigene Swapper geschaffen, die Konfiszierungen prinzipiell ablehnen. Sie bewerben ihre Dienste im Darknet.

Eine Abnahme der Geldwäscherei lässt sich nicht vermuten. Tauschdienste werden zunehmend dezentral. Atomic Swaps werden weiterentwickelt und DEXs beginnen, interoperabel zu werden.

Der Dienst ShapeShift, über den CoinPro jüngst berichtet, verwendet etwa den innovativen DEX Thorchain. Barrieren zwischen einzelnen Kryptowährungen bestehen nicht und lassen sich aufgrund von Dezentralität auch in Zukunft nicht durchsetzen.

Ein unbekanntes Volumen konnte von Elliptic aufgrund der Verwendung von Privacy Coins im Bericht nicht erfasst werden. Deren bekanntester Vertreter Monero ist auf Darknet Markets bereits die vorherrschende Währung.

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