Unter dem Namen Markets in Crypto Assets (MiCA) verabschiedete das EU-Parlament am 30. Juni ein Gesetz, das Kryptowährungen regulieren soll, doch was beinhaltet das EU-Krypto-Gesetz und was bewirkt es?

EU will Stablecoins kontrollieren

Ein wichtiger Punkt innerhalb des Gesetzes sind Stablecoins. Die EU will diese streng kontrollieren, um Betrug zu verhindern. Emittenten eines Stablecoins benötigen eine Niederlassung in der EU und müssen die Deckung der stabilen Kryptowährung belegen.

Sobald MiCA in Kraft tritt – 18 Monate nach einer kommenden Bestätigung – ist es Emittenten nur noch gestattet, maximal ein Volumen von umgerechnet 200 Millionen Euro pro Tag auszustellen. Für die Beaufsichtigung ist die Europäische Bankenbehörde (EBA) zuständig.

Für algorithmische Stablecoins gibt es im Gesetzestext nach aktuellen Informationen keine Ausnahme. Deren Regulierung ist praktisch jedoch unmöglich, da sie aufgrund ihres dezentralisierten Wesens nicht für Behörden greifbar sind.

Entsprechend können sie auch nicht zur Umsetzung irgendwelcher Gesetze gezwungen werden.

Krypto-Börsen geraten unter strengere Aufsicht

Dass Krypto-Börsen ihren eigenen Token entwickeln, ist mittlerweile ein weit verbreiteter Trend. Mit BNB ist der Token der grössten Handelsplattform Binance sogar auf dem fünften Rang aller Kryptos nach Marktkapitalisierung.

Durch MiCA ist die EU dazu befugt, die Ausstellung eines solchen Tokens zu verbieten. Zudem unterstehen Krypto-Börsen fortan der Aufsicht der nationalen Behörden, in deren Land sie gemeldet sind.

Die Europäische Marktaufsichtsbehörde ESMA hat direkte Befugnisse über alle Krypto-Dienstleister, die 15 Millionen oder mehr Nutzer haben. Zugleich erstellt sie eine Liste von Krypto-Dienstleistern, denen man Geschäfte innerhalb der EU untersagt.

Krypto-Börsen für Schäden haftbar

Immer wieder kommt es zu Hackerangriffen auf Krypto-Börsen. Unter den Opfern solcher Attacken finden sich bekannte Namen wie Binance oder KuCoin. Durch MiCA macht man Krypto-Börsen für sämtliche Verluste verantwortlich.

Kommt es zu einem Hack oder einem anderweitigen Versagen des Dienstleisters, muss dieser seine Nutzer entschädigen. Darüber hinaus dürfen Wertanlagen der Kunden im Falle einer Insolvenz nicht beschlagnahmt werden.

Für dezentralisierte Wertanlagen besteht Informationspflicht

Dezentralisierte Wertanlagen wie der Bitcoin, die keiner zentralen Instanz unterstehen, unterliegen durch MiCA einer Informationspflicht. Krypto-Börsen müssen das jeweilige Whitepaper und weitere Informationen bereitstellen, um diese listen zu dürfen.

Sofern die angegebenen Informationen fehlerhaft sind, ist die Krypto-Börse selbst dafür verantwortlich und könnte für entstandene Schäden haften.

Regelung von NFTs soll folgen

MiCA regelt bisher nicht den Umgang mit NFTs. EU-Abgeordnete deuteten jedoch bereits darauf hin, dass derartige Regelungen schon bald folgen könnten. MiCA enthält allerdings Bestimmungen zu fraktionalisierten NFTs.

Sowohl fraktionalisierte, als auch normale NFTs existieren teiweise auf dezentralen Blockchains, die sich nicht staatlichen Bestimmungen unterstellen lassen. Denkbar ist jedoch, dass die meist zentralen NFT-Marktplätze Ziel der Regulierungen werden.

Was bringt MiCA letztlich wirklich?

MiCA ist das wohl umfassendste Krypto-Gesetz, das aktuell existiert. Krypto-Nutzern und Unternehmen bringt es vor allem Gewissheit. In einigen Punkten überschätzen die Gesetzgeber allerdings ihre Möglichkeiten.

Viele erhoffte Eingriffe in den Kryptomarkt sind nicht realistisch. Algorithmische Stablecoins lassen sich oft keiner Kontrolle unterziehen. Auch die Regulierung von NFTs könnte letztlich scheitern. Die ersten, wirklich dezentralen Handelsplattformen sind bereits im Anmarsch und könnten durch MiCA zum neuen Zufluchtsort werden.

Daran lässt sich bereits erkennen, was MiCA wohl wirklich erreichen wird: Eine Verschiebung der Verhältnisse in der Kryptobranche. Die Gesetze betreffen beispielsweise nur Krypto-Börsen mit Sitz in der EU.

Die Europäische Union wird als Standort für Krypto-Unternehmen dadurch enorm abgewertet. Das angebliche Ziel, Nutzer zu schützen, hätte man bei den letzten bekannten Crashes jedoch nicht erreicht.

Man hätte den Terra-Crash nicht verhindern können, vielleicht aber Investitionen seitens Nutzern von Krypto-Börsen mit Sitz in der EU. Auf den Zusammenbruch von Celsius hätte man generell keinen Einfluss gehabt.

Schon allein deshalb nicht, da Lending kein Teil der Regulierung ist. Auch den Einsturz von 3AC und die folgende Kettenreaktion auf BlockFi und Voyager hätte man nicht vermieden. In allen Fällen übertrugen sich diese Crashes auf den Endverbraucher.

Möglich ist also, dass vor allem die Last auf den einzelnen Nutzer steigt. Diese trifft durch die Transfer of Funds Regulation (TFR) ohnehin zunehmende Überwachung.

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