Die Nationalbanken der Schweiz (SNB) und Frankreichs (Banque de France) werden Europas erste grenzüberschreitende Zahlungen mit digitalem Zentralbankgeld (Central Bank Digital Currency, CBDC) testen, teilten die Banken am Donnerstag mit. Das Experiment wird sich eher auf den Bank-zu-Bank-Grosskreditmarkt als auf alltägliche öffentliche Transaktionen konzentrieren, aber es wird das erste Mal sein, dass ein digitaler Euro und digitaler Schweizer Franken grenzüberschreitend in der Praxis getestet werden.

Erste grenzüberschreitende Zahlung mit CBDC

Im Rahmen des „Projekt Helvetia“ untersuchte die SNB gemeinsam mit dem Finanzdienstleister SIX bereits im vergangenen Jahr zwei Varianten einer „wholesale CBDC“. Allerdings hatten sich verschiedene Verantwortliche in der NSB gegen einen breiten Einsatz des E-Franken ausgesprochen, weil dieser „die finanzielle Stabilität beeinträchtigen könnte“.

Nun sollen im darauffolgenden „Projekt Jura“ – benannt nach dem Gebirge, das die Schweiz und Frankreich trennt – zum ersten Mal in Europa grenzüberschreitende Zahlungen mittels digitalem Zentralbankgeld getestet werden. Im Rahmen des neuen Pilotprojekts soll nun die Abwicklung der Kreditgeschäfte zwischen Geschäftsbanken mit Sitz in Frankreich und in der Schweiz mittels Zentralbankgeld stattfinden. Dabei soll ein digitales französisches Finanzinstrument gegen eine Euro-CBDC und diese wiederum gegen Franken-CBDC getauscht werden.

Schweden: Zentralbank startet zweite Phase des E-Krone-Pilotprojekts

„Die Eurozone stellt sich auf einen starken Trend zur Digitalisierung des Zahlungsverkehrs ein“, sagte die stellvertretende Gouverneurin der Banque de France, Sylvie Goulard. An dem Pilotprojekt sind neben der schweizerischen und französischen Notenbank auch die Grossbanken UBS und Credit Suisse aus der Schweiz, Natixis aus Frankreich, SIX Digital Exchange, die zur Schweizer Börse gehört, die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) und die Beratungsfirma Accenture beteiligt.

Schweiz: Digitaler Franken vorerst nur ein Experiment der Banken

Laut Zentralbanken sei das Projekt rein explorativ und kein Hinweis darauf, dass ihre digitalen Währungen vollständig eingeführt werden. Das Programm, das in den nächsten Monaten läuft, ist eine Fortsetzung des im vergangenen Jahr in der Schweiz gestarteten Projekts Helvetia – ein Experiment zur Verwendung von tokenisierten Vermögenswerten für Finanzintermediäre (wholesale CBDC), die normalerweise auf Finanzinstitute beschränkt sind. Diese führen in der Regel Konten bei einer Zentralbank und unterscheiden sich von CBDCs für Privatkunden, die der Öffentlichkeit zugänglich sind (retail CBDC).

Doch beide Arten von CBDCs haben das Potenzial, bestehende Finanzsysteme schneller, günstiger und sicherer zu machen. Die stellvertretende Gouverneurin der Banque de France, Sylvie Goulard, erklärte, dass ihre Bank an die digitale Zentralbankwährung und ihre Effizienz sowie Sicherheit bei Finanztransaktionen glaube. Das experimentelle Programm aus dem vergangenen Jahr resultierte mit Fortschritten in diesem Bereich, was die Bank von den potenziellen Vorteilen überzeuge.

SNB: Zentralbanken müssen technologische Entwicklungen mitverfolgen

SNB-Verwaltungsratsmitglied Andrea Maechler äusserte sich zuletzt in einer Mitteilung zu dem Experiment. Laut Maechler sei es für die Zentralbanken unerlässlich, über die technologischen Entwicklungen auf dem Laufenden zu bleiben. Zentralbanken haben die Aufgabe, die technologischen Entwicklungen mitzuverfolgen und sich an solchen Experimenten zu beteiligen.

Verbunden: Der digitale Franken rückt näher

Das Zentralbankexperiment Jura hat die Aufgabe, „wholesale CBDC“ für die grenzüberschreitende Abwicklung auf ihre Effektivität zu prüfen. Es ist nur eine weitere Ergänzung zu solchen Experimenten, die allerdings ausschliesslich den Untersuchungen dienen. Laut SNB sind die Pilotprojekte kein Anzeichen dafür, dass die Schweizerische Nationalbank die Ausgabe von CBDC plane.

Auch wenn der digitale Franken Normalbürgern vorerst nicht zur Verfügung gestellt werde, würde das für die Schweiz einen grossen Sprung nach vorne zu einer funktionsfähigen Digitalwährung bedeuten. Während einige denken, dass der Bitcoin mit digitalem und staatlich kontrolliertem Zentralbankgeld nun Konkurrenz bekommen dürfte, sind andere wiederum davon überzeugt, dass CBDC keine Konkurrenz für Bitcoin darstellen.

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