Der digitale Franken rückt näher. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) wird Mitte Dezember ihre Entwicklungsarbeit zum digitalen Franken vorstellen, wie der Chef des operativen Bankgeschäfts der SNB, Sébastien Kraenzlin sagte. Die nationale Digitalwährung wird Privatleuten vorerst jedoch verschlossen bleiben. Kraenzlin kündigte dies am FuW-Forum «Blockchain in Financial ­Services» an.

Dabei soll es sich um einen funktionsfähigen Prototypen handeln, der den Franken auf einer netzwerkverteilten Datenbank abbildet – der sogenannten Distributed Ledger Technologie (DLT). Auf DLT basiert übrigens auch die Blockchain-Technologie der Kryptowährung Bitcoin.

Kein Nutzen für Privatpersonen

Während die chinesische Zentralbank den digitalen Yuan als Bargeldersatz für Privatkunden grossflächig testet, ist diese Option für die Schweiz vorerst noch ausgeschlossen. Der digitale Franken soll schliesslich nur Finanzinstitutionen als eine Wholesale-Anwendung zur Verfügung stehen.

Für Privatpersonen soll es vorerst keine Digitalwährung geben, da digitales Zentralbankgeld (CBDC) laut Kraenzlin gegenwärtig keinen Zusatznutzen für die breite Bevölkerung bringt. Stattdessen mache sich die Zentralbank sorgen um Nebenwirkungen, wie z. B. beeinträchtigte Finanzstabilität – die Kunden hätten in Krisenzeiten weniger Hürden, um ihre Einlagen von Banken abzuziehen. Für die Schweizer Valuta würde auch der Aufwertungsdruck durch erhöhte Kapitalzuflüsse zunehmen, da viele ausländische Anleger einen digitalen Franken der Nationalbank als sicheren Hafen erkennen würden.

Smart Contracts als Kernpunkt der erhofften Effizienzvorteile

Während Kryptowährungen wie Bitcoin dezentral gespeichert sind, können Zentralbankwährungen technisch unterschiedlich ausgestaltet und als ein herkömmliches Bankkonto geführt werden. Da in diesem Fall von einem Token die Rede ist, würde die Implementierung ähnlich wie bei Kryptowährungen verlaufen. Ein tokenisierter Franken würde es beispielsweise Finanzinstituten erlauben, Geschäfte mit Wertschriften effizienter abzuwickeln.

Die schweizerische Zentralbankwährung wurde in einem gemeinsamen Innovationslabor der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) und der SNB entwickelt. Beim entwickelten Prototyp würden sich Verkäufer und Käufer nach wie vor auf einem traditionellen Marktplatz finden, während die Bezahlung bzw. die Übertragung der Wertschriften automatisch auf der DLT abgewickelt wäre. Dadurch würde beispielsweise aufwändige Wertpapierbuchhaltung entfallen.

Die Implementierung von solchen Smart Contracts soll der Kernpunkt der erhofften Effizienzvorteile sein. Auf der DLT würde somit eine vorprogrammierte Logik gespeichert sein, sodass der Smart Contract die Zahlung mit einem Digitalfranken auslösen könnte.

Tokenisierte Währung für Maschinen

Der SNB-Vertreter warnt allerdings vor zu grossen Hoffnungen, dass die gesamte Finanzwelt plötzlich und ausschliesslich auf DLT funktionieren werde. Viel wahrscheinlicher sei eine Koexistenz aktueller Finanz-Systeme mit Distributed Ledgers in einer hybriden Finanzmarktinfrastruktur.

Eine tokenisierte Währung soll für den Menschen wenig Nutzen und konkrete Anwendungen haben, während sie für Maschinen sehr wichtig sein wird. Dies würde neue Geschäftsmodelle ermöglichen, in denen ohne manuelles Zutun die Nutzung von vernetzten Maschinen abgerechnet und automatisch bezahlt wird. Das würde sich dann selbst für Kleinstzahlungen lohnen.

Es wird erwartet, dass deutsche Geschäftsbanken bereits im nächsten Jahr einen E-Euro implementieren werden, während die Europäische Zentralbank (EZB) erst nächstes Jahr darüber entscheiden wird. Bei der Entwicklung der Digitalwährung ist China der EU damit schon um Jahre voraus. Der digitale Yuan wird nämlich bereits bei Starbucks & Co. aktiv getestet.

Mittlerweile haben auch die USA, Russland, Frankreich, Südkorea und Türkei die Forschung und Testphasen einer nationalen Digitalwährung angekündigt.

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