Während die führenden Kryptowährungen einen Rekordhoch nach dem anderen erreichen, lässt das Schürfen neuer digitaler Münzen den Stromverbrauch in die Höhe schiessen.

Die Kryptowährung Nr. 1 braucht eine Menge Strom und der Bitcoin-Höhenrausch der vergangenen Monate sorgte für ein neues Rekordhoch – diesmal im Stromverbrauch. Das Schürfen der beliebtesten Kryptowährung verbraucht mittlerweile so viel Strom wie die gesamten Niederlande.

Bitcoin-Miner verbrauchen 92,8 Terrawatt Strom

Laut Angaben der Universität Cambridge in Grossbritannien, Abteilung des Centre for Alternative Finance, haben die Bitcoin-Miner im Jahr 2020 92,8 Terawatt Strom verbraucht. Das entspricht etwa dem jährlichen Energieverbrauch eines europäischen Landes wie Belgien oder Niederlande – oder auch knapp doppelt soviel wie die Schweiz.

Grafik mit Abbildung Stromverbrauch für Mining
Stromverbrauch für BTC-Mining (Quelle: https://cbeci.org/). Schwarz: auf Basis hoher Zahlen; Orange hell: Basis tiefe Zahlen; Orange dunkel: Mittelwert

Zum Stromverbrauch kommt es, indem sogenannte Miner mit spezieller Software die Hash-Werte ausrechnen lassen, wobei es sich um lange Folgen von Buchstaben und Zahlen handelt. Derjenige, dessen PC einen vorher festgelegter Hash-Wert errechnet, bekommt eine Prämie in Form von neu geschaffenem Bitcoin (BTC). In diesem Prozess wird auch eine bestimmte Anzahl an Geldtransaktionen im Blockchain Netzwerk verifiziert, was dem Miner weitere Belohnungen einbringen kann.

Der Bitcoin-Preis ist seit Anfang 2020 um über 300 % gestiegen, und damit auch die Mining-Aktivitäten. Während der gesamte Stromverbrauch gegen Ende Oktober noch bei 54 Terrawatt lag, hat er sich seitdem nahezu verdoppelt.

Die meisten BTC-Miner in China und den USA ansässig

Der gesamte Stromverbrauch, der durch das Mining von Bitcoin (BTC) zustande kommt, lässt sich auch für die Universität Cambridge nur grob abschätzen. Es ist jedoch öffentlich bekannt, in welchen Ländern die Hash-Werte hauptsächlich errechnet werden. Die Forscher vergleichen diese Daten dann mit den durchschnittlichen Stromverbrauchswerten für die nötige Hardware im jeweiligen Land.

Obwohl durch die Bitcoin-Rallye die Anzahl der BTC-Miner deutlich gestiegen ist, ist die eingesetzte Technik mittlerweile energieeffizienter geworden, weshalb auch der Stromhunger sinkt. Die Forscher haben allerdings eine andere schlechte Nachricht, da die zum Mining verwendete Energie nicht gerade sauber ist.

So kommen die meisten Miner und mehr als die Hälfte der Bitcoins Hashpower ausgerechnet aus China. Das Land hat seine Stromproduktion jedoch nur zum Teil auf erneuerbare Energien umgestellt, denn über 50% der hierzulande erzeugten Energie wird weiterhin in Kohlekraftwerken produziert.

Auf Platz 2 der Liste mit den meisten Bitcoin-Minern befinden sich die Vereinigten Staaten, in denen der Ausbau erneuerbarer Energie ebenfalls sehr langsam und schwach fortschreitet. Hinter China und USA rangieren zwei erdgas- und ölreiche Nationen, Russland und Kasachstan.

Konsequenzen für umweltschädliches Minen

Umweltschädliches Handeln hat allerdings auch seine Konsequenzen. So reichten im Bundesstaat New York 25 Organisationen eine Klage gegen die Stadt Torrey ein, in welcher der Stadtrat den Ausbau eines Gaskraftwerkes erlaubte. Dieses soll schon jetzt auf seinem Gelände angeblich über 7.000 Mining-PCs mit Strom versorgen.

Die Organisationen möchten sich gegen weiteren Ausbau währen, weil für den Betrieb der Mining-PCs das Kühlwasser aus einem nahegelegenen See entnommen und heiss wieder eingeleitet wird, wodurch der lokalen Flora und Fauna geschadet wird. Das Ziel des Kraftwerksbetreibers ist es jedoch, täglich Bitcoins im Wert von 50.000 $ zu schürfen.

Stromverbrauch: Nachhaltiges Öko-Mining als Lösung

Überraschenderweise ist das Schürfen nach Bitcoins insgesamt jedoch eine grüne Angelegenheit. Die Analysefirma CoinShares legte vergangenes Jahr einen Bericht vor, laut welchem sogar 74 Prozent der Mining-Rechner mit erneuerbaren Energien angetrieben werden sollen.

Öko-Mining ist ein neuer Trend, bei dem Bitcoin aus grüner Energie geschürft wird. So nutzen beispielsweise kanadische Gasunternehmen täglich bis zu 500 m3 überschüssiges Erdgas fürs Bitcoin-Mining, anstatt es abzufackeln und damit die Luft zu verschmutzen. Das Abfackeln von Erdgas ist eine häufige Praxis in vielen Ländern, was jedoch zur massiven Umweltverschmutzung führt. Der Ansatz des umweltfreundlicheren BTC-Minings soll gleichzeitig auch zur Dezentralisierung des Mining-Prozesses führen.

Mit solchen Beispielen könnte einer der wichtigsten Gegenargumente entkräftet werden, denn Bitcoin-Kritiker führen den immensen Energie-Verbrauch immer wieder als grossen Nachteil auf, was in Zeiten der Klimadiskussionen in der Tat ein wichtiges Thema ist. Mit der Ausbreitung des Öko-Minings würden die Vorteile des Bitcoins langfrfistig noch stärker zum Vorschein kommen.

Mehr Bitcoin-News

Jetzt Beitrag teilen