Die in den USA ansässige gemeinnützige Organisation „Digital Dollar Project“ (DDP) gab am Montag bekannt, dass sie in den nächsten 12 Monaten fünf Pilotprogramme starten werde, um die potenzielle Verwendung einer digitalen Währung der US-Zentralbank zu testen.

Zusammenarbeit mit der Fed und MIT

Digital Dollar Project hat mindestens fünf Pilotprogramme angekündigt, um das Design und die Verwendung einer digitalen Währung der Zentralbank (CBDC) in den USA zu untersuchen. Die Organisation wird von Accenture – einer Beratungsgruppe und Mitbegründer des Projekts – finanziert und soll mit der Federal Reserve Bank von Boston und dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) zusammenarbeiten.

Das Ziel der Pilotprojekte ist es, Daten zu generieren, die den politischen Entscheidungsträgern dazu dienen sollen, den digitalen Dollar zu entwickeln. Die Pilotprojekte sollen funktionale und technische Anforderungen identifizieren und analysieren, die Herausforderungen und Nutzen bewerten und mögliche Anwendungsfälle für die kommerzielle Nutzung berücksichtigen – sowohl im Einzelhandel als auch im Grosshandel.

Projektziel: Reale Daten generieren

Das Digital Dollar Project – eine Partnerschaft zwischen Accenture und der Digital Dollar Foundation – wurde noch im vergangenen Jahr ins Leben gerufen, um die Erforschung einer digitalen Währung der US-Zentralbank zu fördern. Accenture hat bisher an einer Reihe von CBDC-Projekten gearbeitet, darunter in Kanada, Frankreich und Schweden, das die erste Phase seines Pilotprojekts mit der E-Krone bereits abgeschlossen hat.

„Jede Woche finden weltweit Konferenzen und Studien zu CBDCs statt, die auf Daten aus anderen Ländern basieren. Was es nicht gibt, sind Daten und Tests aus den USA. Wir möchten jetzt versuchen, diese realen Daten zu generieren“, sagte Christopher Giancarlo, Mitbegründer der Digital Dollar Foundation.

Digitales Zentralbankgeld – wie positionieren sich Staaten bisher?

Die Pilotprogramme, von denen drei in den nächsten zwei Monaten starten werden, sollen dementsprechend Daten über die funktionalen, soziologischen und geschäftlichen Verwendungszwecke, Vorteile sowie andere Aspekte eines digitalen Dollars generieren. Die Ergebnisse sollen anschliessend öffentlich veröffentlicht werden, damit diese in akademischen Studien verwendet als auch durch den Kongress politisch geprüft werden können.

Bedrohungen durch Kryptowährungen abwehren

Während Debitkarten oder Zahlungs-Apps eine Form von digitalem Bargeld sind, sind CBDCs das digitale Äquivalent von Banknoten und Münzen. CBDCs sollen dem Inhaber eine sofortige elektronische Zahlung ermöglichen, während Transaktionen mit „digitalem Bargeld“ manchmal tagelang dauern und mit Gebühren verbunden sind.

Während die meisten Kryptowährungen – ausser Bitcoin – von privaten Akteuren kontrolliert werden, beschleunigen die Zentralbanken auf der ganzen Welt die Einführung von CBDCs, um Bedrohungen durch Kryptowährungen abzuwehren und ihre Zahlungssysteme zu verbessern.

Morgan Stanley: CBDC keine Konkurrenz für Kryptowährungen

Als Hüter der weltweit am häufigsten verwendeter Währung bewegt sich die US-Notenbank in diesem Bereich jedoch etwas vorsichtiger. Der Fed-Vorsitzende Jerome Powell ist der Meinung, dass es weitaus wichtiger ist, alles richtig anstatt schnell zu machen.

Giancarlo kommentierte, Powell sei zu Recht vorsichtig, aber es sei wichtig, dass die USA ihre Führungsrolle wie bei früheren technologischen Innovationen behaupten. In puncto CBDC hinken die USA nämlich hinter anderen Nationen stark hinterher. Der digitale Yuan wird bereits in mehreren chinesischen Provinzen aktiv getestet, während kürzlich auch Japan den Start eines CBDC-Pilotprojekts ankündigte.

Obwohl die US-Notenbank bereits die Anwendungen von digitalen Währungen erforscht hat, gab es im Gegensatz zu vielen anderen Ländern bisher keine Währungsinitiativen. Ähnlich wird es auch in Europa bis zur Einführung des digitalen Euros wohl noch mehrere Jahre dauern, so EZB-Präsidentin Lagarde.

Finanzielle Inklusion in den USA fördern

Die Pilotprojekte werden nicht nur die technischen und funktionalen Anforderungen analysieren, sondern auch verschiedene Anwendungen testen und das Einsatzpotenzial sowohl im Einzel- als auch im Grosshandelsmarkt untersuchen. Ein digitaler Dollar könnte somit die finanzielle Inklusion in den USA fördern, wo Transaktionsgebühren den Zugang vieler Amerikaner zu Mainstream-Finanzdienstleistungen behindern, erklärte Giancarlo.

David Treat, Senior Managing Director bei Accenture, erklärte: „Die digitalen Währungen der Zentralbank werden eine wichtige Rolle bei der Modernisierung unserer Finanzsysteme spielen. Sie verbessern den Zugang zu und die Integration in diese Systeme und bieten gleichzeitig eine wertvolle Innovationsgrenze für neue Produkte und Dienstleistungen in Verbindung mit anderen wichtigen Innovationen wie der digitalen Identität. Dabei würden CBDCs zusammen mit anderen Formen von physischem und elektronischem Geld koexistieren, anstatt sie zu ersetzen.“

Wettlauf auf Zeit – die Fed und der digitale Dollar

„Die USA müssen führend bei der Festlegung von Standards für die digitalen Gelder sein. Wir müssen besser verstehen, wie wir die komplexen Probleme von CBDCs in Einklang bringen und dabei wichtige gesellschaftliche Werte wie finanzielle Eingliederung, Datenschutzrechte und Rechtsstaatlichkeit einbeziehen“, kommentierte Giancarlo abschliessend.

Schnelle Reaktion auf das Geschehen kam von Binance-CEO Changpeng Zhao in einem Bloomberg-Interview. Laut Zhao werden CBDCs einige der wichtigsten Eigenschaften von Kryptowährungen wie Bitcoin niemals bieten können – etwa ein begrenztes Angebot und Nutzungsfreiheit. Schliesslich sind das die Kerneigenschaften, die den Benutzern wichtig sind. Die Unterschiede zwischen diesen beiden Arten von digitalen Assets könnten die CBDCs für die Leute in der Kryptobranche unattraktiv machen, da sie stark kontrolliert werden, fügte Zhao hinzu.

Jetzt Beitrag teilen