Die indische Regierung machte einen Wandel hinsichtlich ihrer bisherigen Krypto-Politik und hat nun beschlossen, die Kryptowährungen zu legalisieren und zu regulieren. Die Finanzministerin Nirmala Sitharaman schlug eine Steuer von 30 % auf alle Einkünfte aus virtuellen Vermögenswerten vor. Darüber hinaus plant Indien die Einführung einer digitalen Version der Rupie – ein direktes Pendant zu dezentralisierten Kryptowährungen.

Hintergrund: Wechselhafte Beziehung zu digitalen Währungen

Der Krypto-Markt der drittgrössten Volkswirtschaft Asiens ist einer der grössten in der Region und wächst schnell. Der Oktoberbericht vom Blockchain-Analyseunternehmen Chainalysis stellte fest, dass der indische Markt im Zeitraum von Juli 2020 bis Juni 2021 um 641 % gewachsen ist. Insgesamt war Zentral- und Südasien mit einem Wert von mehr als 572 Milliarden US-Dollar der viertgrösste untersuchte Kryptomarkt, der in diesem Zeitraum 14 % des globalen Transaktionswerts ausmachte.

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Dennoch hatte Indiens Regierung bisher eine wechselhafte Beziehung zu digitalen Währungen, die somit jahrelang in einer Grauzone koexistierten. Im Jahr 2018 wurden Krypto-Transaktionen beispielsweise zum ersten Mal effektiv verboten, doch der Oberste Gerichtshof hob diese Beschränkung im Juni 2021 auf. Seitdem sind die Forderungen nach strengeren Regeln laut geworden, da befürchtet wurde, dass ein unreguliertes Umfeld die Ersparnisse der inländischen Haushalte in die volatilen Vermögenswerte lenken könnte.

Trotz ihrer gemischten Ansichten zu Kryptowährungen hat die indische Regierung, die sich häufig als technisch versiert dargestellt hat, Interesse daran bekundet, Papiergeld ganz abzuschaffen und die Blockchain-Technologie zu nutzen. Nachdem sich indische Krypto-Anleger monatelang Sorgen darüber gemacht hatten, ob ihre Investitionen verboten werden könnten, haben sie jetzt einen Grund zum Feiern.

Neue Entscheidung sorgt für Transparenz

Die Kryptowährung in Indien hat in den letzten Jahren enorm an Popularität gewonnen. Laut dem Branchenverband Blockchain and Crypto Assets Council besitzen schätzungsweise zwischen 15 und 20 Millionen Menschen in Indien Kryptowährungen. Obwohl Indiens Haltung zur Kryptowährung in der Vergangenheit ziemlich schwankte, haben die Anleger jetzt einen konkreten Steuerrahmen, auf den sie sich bezüglich der virtuellen Vermögensanlagen berufen können.

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Mit dieser Entscheidung wurden viele Unklarheiten bezüglich Kryptowährungen ausgeräumt und Transparenz am bisher unregulierten Markt geschaffen. Obwohl Krypto-Anleger die Steuerhöhe von 30 % als hoch empfinden, wird sie von vielen immer noch als positiver Schritt angesehen. Neben der Steuer plant die Regierung auch eine Gebühr in Höhe von 1% auf Transaktionen einzuführen, um die Krypto-Transaktionen genauer im Auge zu behalten.

Legalisierung und Regulierung statt Verbot

Noch im November hatte Premierminister Narendra Modi Kryptowährungen kritisiert, und seine Regierung schlug vor, dass sämtliche nicht von der Regierung kontrollierte Kryptowährungen vollständig verboten werden sollten. Mit der Deklaration einer 30-prozentigen Pauschalsteuer auf Einkommen aus dem Handel mit Kryptowährungen und nicht fungiblen Token (NFT) schliesst sich Indien jetzt den Vereinigten Staaten, Deutschland und einer Welle anderer Länder an, die ihren Bürgern grünes Licht für den Handel mit digitalen Assets gegeben haben.

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Sitharaman sagte am Dienstag, dass das Ausmass und die Häufigkeit von Krypto-Transaktionen es zwingend erforderlich gemacht haben, dass die Regierung mit der Erhebung von Steuern beginnt. Die boomende Popularität des Krypto-Handels in Indien, insbesondere unter jungen Menschen, ist Anlass zu wachsender Besorgnis, dass Kryptowährungen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung erleichtern könnten.

Zentralbank besorgt über die finanzielle Stabilität des Landes

Die Entscheidung der indischen Regierung über die Besteuerung der Krypto-Einkünfte gibt dem Krypto-Handel zwar effektiv grünes Licht, macht ihn aber gleichzeitig auch unerschwinglich teuer. Die Regierung wird die Einnahmen aus Krypto-Assets nun wie Einnahmen aus Glücksspiel und Spekulation behandeln.

Wie die neuen Regeln in der Praxis funktionieren werden, ist angesichts des grossen Volumens des Kryptohandels, der ausserhalb der Sicht der Finanzbehörden stattfindet, vorerst noch unklar. Die neue Steuer könnte Kryptohändler nämlich dazu ermutigen, ihre Digitalwährungen auf Exchange-Plattformen in anderen Ländern zu wechseln.

RBI: „Systematisches Risiko“ für die Volkswirtschaft

Die Reserve Bank of India sieht in Kryptowährungen weiterhin eine ernsthafte Bedrohung für die makroökonomische und finanzielle Stabilität des Landes. Kryptowährungen sind von Natur aus dezentral konzipiert, so dass sie frei gehandelt und anonymisiert werden können, was den Behörden sowohl die Aufsicht als auch die Möglichkeit verweigert, Transaktionen zu besteuern. Auch Themen wie Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung wurden angesprochen.

Digitale Rupie in Sicht: Indiens CBDC kommt in 2023

Gleichzeitig soll Indien noch vor April 2023 seine eigene Blockchain-basierte Währung einführen – eine digitale Rupie, die von der indischen Zentralbank kontrolliert ausgegeben wird, sagte die Finanzministerin am Dienstag. Durch die Einführung einer digitalen Zentralbankwährung (engl.: Central Bank Digital Currency, CBDC) soll sichergestellt werden, dass die Verwendung privater virtueller Münzen als gesetzliches Zahlungsmittel in Indien keinen Platz findet.

Die Einführung der digitalen Landeswährung soll der digitalen Wirtschaft einen grossen Schub verleihen, aber auch ein günstigeres und effizienteres Währungsverwaltungssystem sein, erklärt Sitharaman. Damit schliesst sich Indien nun Ländern wie China und Russland an, die ihre eigenen Zentralbankwährungen vorantreiben, um Transaktionen einfacher und nahtloser zu gestalten. Europa und die Vereinigten Staaten haben ebenfalls die Möglichkeiten für einen digitalen Euro und einen digitalen Dollar untersucht, doch von einem konkreten Zeitpunkt ihrer Einführung war bisher noch keine Rede.

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