Die DAI-Reserve erfährt vermutlich schon bald Veränderungen. Maker, Herausgeber des Stablecoins, verwirft die Nutzung des USDC als Collateral, nachdem es zur Zensur vom Ethereum-Mixer Tornado.Cash kommt. Auch weitere Szenegrössen geben ihre Ablehnung bekannt.

USDC gerät nach Zensur in Kritik

DAI ist der erste dezentralisierte Stablecoin überhaupt und basiert neben einem Algorithmus zugleich auf einer Reserve, welche die Marktkapitalisierung des Coins zu 150 Prozent übersichern soll.

Nacht derzeitigem Stand beträgt der Anteil von USDC an dieser Reserve über 32 Prozent – in absoluten Zahlen sind das immerhin knapp 3,5 Milliarden US-Dollar.

Doch das wird sich schon bald ändern. Grund ist die Bedrohung durch Zensur. Denn Centre als Herausgeber des USDC ist es möglich, den eigenen ERC-20 Token einzufrieren – auch dann, wenn sich das Geld in fremder Hand befindet.

Das tat Centre durch die von den USA geforderten Sanktionen gegen Tornado.Cash und entwendete so 75.000 US-Dollar von ihren 38 verschiedenen Wallets. Insgesamt steigt die Anzahl zensierter Wallets auf 81 nach vier Jahren des Bestehens.

USDC nimmt damit überhaupt keine Sonderrolle ein. Generell lässt sich diese Option bei Ethereum-Token nutzen. Auch Platzhirsch Tether machte wiederholt Gebrauch davon.

Nun gerät der USD Coin in starke Kritik. Grund ist das offizielle Verbot des Ethereum-Mixers Tornado.Cash in den USA. Infolgedessen fror Centre USDC ein, die in Verbindung zu dem Dienst stehen. Die Krypto-Szene rüttelte diese Zensur offenbar wach. Mehrere Grössen der Szene möchten sich nun abwenden.

So gab Erik Vorhees Maker als dezentralem Herausgeber von DAI den Tipp, die eigenen Reserven zu überdenken. Statt USDC sollte man zur Hinterlegung lieber den ERC-20 Token Liquity USD (LUSD) verwenden.

Ihr solltet sofort damit beginnen, eure USDC-Sicherheiten aufzulösen und sie in zensurresistente Stablecoins umzuwandeln.

Schrieb der langjährige Krypto-Enthusiast auf Twitter.

LUSD legt viel Wert auf Dezentralisierung und Zensurresistenz und visiert eine Deckung von 110 durch ETH an. Mit einer Marktkapitalisierung von 620 Millionen US-Dollar gehört der Stablecoin zu den weniger bekannten Vertretern seiner Art.

DAI-Reserve wird reformuliert

Rune Christensen, Gründer von DAI, äussert auf Discord zuletzt ein starkes Missfallen gegenüber USDC und verdeutlicht ein gebrochenes Vertrauen.

Ich habe mich eingehender mit den Folgen der Tornado.Cash-Sanktionen befasst und muss leider feststellen, dass sie viel schwerwiegender sind, als ich zunächst dachte.

Verkündet er dort. Dann fährt er fort:

Es ist natürlich selbstmörderisch, alles aufzugeben, aber das Risiko einer teilweisen Entwurzelung könnte akzeptabel sein. Der Markt könnte endlich beginnen, die Dezentralisierung so weit zu belohnen, dass diese Risiken akzeptabel sind, weil USDC nicht mehr der «No-Brainer» ist, der er einmal war.

Mit Entwurzelung spricht Christensen von einem stark schwankenden Wert der Reserve. Dieser könnte stark zu schwanken beginnen, wenn statt stabiler Kryptos instabile Kryptowährungen als Werthinterlegung dienen.

Genau das hat Christensen vor. Er will den derzeitigen USDC-Anteil in Ethereum verwandeln. Diese Entscheidung kann er allerdings nicht alleine treffen. Die Mehrheit der MakerDAO muss hierfür zustimmen.

DAI verliert Dollarbindung?

Christensen erwähnt sogar die Möglichkeit, die Bindung an den US-Dollar gezielt aufzugeben. Er schreibt:

Ich denke, wir sollten uns ernsthaft darauf vorbereiten, uns vom US-Dollar zu lösen. Es ist fast unvermeidlich, dass dies irgendwann geschieht, und es ist nur mit einer umfassenden Vorbereitung realistisch.

Die Gefahr der Zensur sei andernfalls beinahe unausweichlich.

Es gibt jetzt eine demonstrierte Möglichkeit, jeden Smart Contract aller zentralisierten Stablecoins sofort und verfassungswidrig nach Belieben zu vernichten – ohne Vorlaufzeit, um Präventivmassnahmen zu ergreifen. Länder neigen dazu, Kryptowährungen zu verbieten, wenn ihre wirtschaftliche Lage zu kippen beginnt.

Denkbar ist die Abbildung einer bestimmten Kaufkraft. Diese Option könnte vor allem durch wachsenden Wertverlust des US-Dollars an Popularität gewinnen. Andere Projekte wie Ampleforth (AMPL) setzen diese Idee bereits um.

Ethereum-Initiator Vitalik Buterin zeigt sich von dieser Idee nicht begeistert. Er hält ein solches System für zu risikoreich. Letztlich könne es den DAI zerstören. Zugleich betont er sein Verständnis für Sorge vor Zensur.

Buterin gehört selbst zu den Nutzern des zensierten Protokolls Tornado.Cash, das trotz US-Massnahmen aufgrund seiner Verbindung mit der ETH-Blockchain weiterhin funktionstüchtig bleibt.

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