Die Europäische Union (EU) verabschiedet die Regulierung von Smart Contracts im Rahmen des Data Act. Was bedeutet das für die Kryptobranche? Sind die Vorgaben der Politik überhaupt realistisch?

EU verabschiedet Regulierung von Smart Contracts

Gestern verabschiedet das Europäische Parlament den Data Act, der sich unter anderem mit Smart Contracts beschäftigt. 500 Abgeordnete stimmten für den Vorschlag, während sich 110 Personen enthielten und 23 Politiker gegen den Entwurf stimmten.

In dem Gesetz geht es hauptsächlich um die Verwendung von Nutzerdaten, ihre Zugänglichkeit für die Nutzer selbst und die Sicherheit der erhobenen Daten. Im Zuge dessen machte es sich die Gesetzgebung zur Aufgabe, auch Smart Contracts mit Regularien zu belegen.

Laut Artikel 30 des Data Acts (Datengesetzes) sind davon Smart Contracts betroffen, die zur Bereitstellung von Daten verwendet werden. Fraglich bleibt allerdings, welche Arten von Smart Contracts von dieser Bestimmung genau betroffen sind.

Smart Contracts verwenden üblicherweise immer Daten, um automatisiert ausgeführt zu werden. Die Europäische Union spricht mit der Regulierung vermutlich Smart Contracts an, die verwendet werden könnten, um Daten oder Statistiken zu teilen.

Was bedeutet der Data Act für Smart Contracts?

Smart Contracts, die unter die Regulierung des Data Acts fallen, müssen laut Gesetzgeber so robust sein, dass sie ohne Fehler funktionieren und nicht von Angreifern manipuliert werden könnnen.

Ausserdem müssen sie darüber bestimmen können, wer den Zugriff auf welche Daten erhält. Diese Vorgaben sollen die Sicherheit der Smart Contracts erzwingen. Ob es dadurch irgendeine Veränderung gibt, bleibt allerdings anzuzweifeln. Entwickler programmieren Smart Contracts üblicherweise nicht absichtlich instabil.

Deutlich kritischer ist jedoch der Absatz B des Artikel 30. Darin fordert die EU “safe termination and interruption”. Smart Contracts müssen sich demnach sicher unterbrechen und beenden lassen. Die rechtliche Verantwortung hierfür trägt der Ersteller des Smart Contracts.

Sie müssen sicherstellen, dass ein Mechanismus vorhanden ist, um die fortgesetzte Ausführung von Transaktionen zu beenden: Der Smart Contract muss interne Funktionen enthalten, die ihn zurücksetzen oder anweisen können, die Operation zu stoppen oder zu unterbrechen, um künftige (versehentliche) Ausführungen zu vermeiden.

Die EU will mit dieser Vorgabe offenbar erreichen, dass ein Smart Contract im Notfall abgeschaltet werden kann, um weitere Schäden zu verhindern. Den grundlegenden Prinzipien von Smart Contracts ist diese Vorgabe jedoch zutiefst zuwider.

Das grundlegende Prinzip der Smart Contracts ist es, neutral und unabänderlich zu sein. Der Smart Contract läuft immer nach festgelegten Regeln, die sich durch den Programmcode ableiten und behandeln jeden Nutzer gleich. Der Data Act würde diese Neutralität zunichte machen.

Gleichzeitig müssen die Ersteller ihre Nutzer darauf hinweisen, unter welchen Umständen eine Unterbrechung stattfinden könnte.

Dass der Data Act einen wirklichen Einfluss auf die Kryptobranche oder den DeFi-Sektor hat, ist sehr unwahrscheinlich. Die Erfahrung der letzten Monate zeigt, dass gesetzliche Vorgaben gegenüber Smart Contracts wirkungslos sind.

Fordert die EU vertrauliche Smart Contracts?

Auch weitere Unklarheiten tun sich durch das Gesetz auf. So fordert der Absatz BB den

Schutz der Vertraulichkeit von Geschäftsgeheimnissen: Es ist sicherzustellen, dass ein Smart Contract so konzipiert wurde, dass die Vertraulichkeit von Geschäftsgeheimnissen gegeben ist und gemäss dieser Verordnung stattfindet.

Die meisten Smart Contract Plattformen verwenden transparente Blockchains. Der Wortlaut des Absatzes weckt die Vermutung, die EU fordere vertrauliche Smart Contracts. Tatsächlich gewann diese Thematik kürzlich auch in der Krypto-Szene an Bedeutung.

Ethereum-Mitgründer Vitalik Buterin forderte beispielsweise Stealth Adressen. Verschieden Skalierungslösungen arbeiten an vertraulichen Smart Contracts. Auch auf Cardano entsteht ein solches Projekt, das sogar von den Cardano-Entwicklern selbst gestaltet wird.

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