Jamaika erklärt den Jam-Dex als erste CBDC weltweit zur Landeswährung. Der Inselstaat erhofft sich dadurch offiziell Vorzüge für seine Bewohner. Auf die enormen Risiken einer digitalen Zentralbankwährung macht die Regierung unterdessen nicht aufmerksam.

Jam-Dex schon ab Juni offizielle Währung Jamaikas

2021 startete Jam-Dex (Jamaican Digital Exchange) als Pilotprojekt im Jamaika. Währenddessen avancierten CBDCs weltweit bereits zum Trendthema. Viele Regierungen gaben erste Entwicklungen oder Nachforschungen über das digitale Geld in Auftrag.

Im April veröffentlichte Jamaika den Jam-Dex schliesslich und belohnte die ersten 100.000 angemeldeten Nutzer mit einem Geschenk in Höhe von 2.500 Jamaika-Dollar, was 16,27 US-Dollar oder 15,90 Schweizer Franken entspricht.

Den Ansprüchen der jamaikanischen Regierung konnte der Jam-Dex offenbar genügen, sodass man bereits kurz nach der Veröffentlichung eine Integration als offizielle Währung vorsieht.

In einem Gespräch mit Blockworks erklärt der Direktor der jamaikanischen Zentralbank, Richard Byles, man werde die CBDC noch in diesem Juni als offizielles Zahlungsmittel implementieren.

Eine dafür nötige Gesetzesänderung, welche nun auch einer digitalen Währung ein Dasein als offizielles Zahlungsmittel gestattet, wurde jüngst vom jamaikanischen Senat verabschiedet.

Bis dieses praktische Anwendung findet, vergehen nur noch Tage bis Wochen.

Bargeld in Jamaika bisher dominant

In Jamaika bewährt sich bisher vor allem das Bargeld – der physische Jamaika-Dollar, der nun um ein digitales Abbild erweitert wird. Byles ist der Überzeugung, man könne den Jam-Dex nicht nur komfortabler, sondern auch sicherer verwenden und braucht dafür nicht einmal ein Bankkonto.

Jonathan Dharmapalan, Geschäftsführer des Unternehmens eCurrency, das Technologie zur Realisierung von CBDCs entwickelt, hält den digitalen Jamaika-Dollar für einen grossen Fortschritt gegenüber der bisher dominanten Verwendung von Bargeld.

Da es sich um ein digitales Verfahren handelt, muss man nicht zur gleichen Zeit am gleichen Ort sein, um eine Transaktion durchzuführen. Es ist ein sehr, sehr mächtiges Werkzeug.

So Dharmapalan. In Verbindung mit einem Status als offizielle Währung, biete der Jam-Dex gänzlich neue Optionen.

Man kann damit alle Schulden in Jamaika begleichen. Es ist das Medium des Austauschs. Es ist das Medium der Rechnung.

Welche Risiken entstehen durch eine CBDC?

Jamaika ist nur eines von vielen Ländern, welche die Entwicklung einer CBDC zuletzt vorantreiben. Nur zwei Länder erklärten ihre CBDC bisher endgültig für gescheitert: Ecuador und die Philippinen.

Staatsregierungen weltweit sprechen ihre Unterstützung für CBDCs aus. Hintergrund ist eine erhoffte Machtzunahme. CBDCs geben Behörden die Möglichkeit, eine komplette Kontrolle über das Geldsystem zu erlangen – die Vertraulichkeit von Bargeldzahlungen verhinderte dies bislang selbst im Fiatsystem.

CBDCs ermöglichen die Kontrolle und Überwachung sämtlicher Zahlungen und Nutzer. Wachsende Zensur ist durch sie also nicht nur naheliegend, sondern praktisch unausweichlich.

In der Krypto-Szene gelten sie als ultimatives Gegenteil von vollwertigen Kryptowährungen wie dem Bitcoin. Letztendlich handelt es sich um eine Reforumulierung bereits bestehender Fiatwährungen, die auch heute schon zu einem Grossteil digital funktionieren.

Charles Hoskinson ist dabei nur einer von vielen prominenten Kritikern der CBDCs aus der Krypto-Szene.

Besondere Bekanntheit erlangte der e-Naira als CBDC Nigerias, der chinesische e-Yuan und der digitale Euro. Auch ein e-Franken ist Teil von Experimenten.

Im Gegensatz zum Euroraum spricht sich die Schweizerische Nationalbank bisher jedoch konsequent gegen eine CBDC aus – und gegen den Bitcoin als Reserve.

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