Laut einer neuen Studie von R3 entwickelt aktuell noch keine Zentralbank eine „Retail“ Zentralbank-Digitalwährung (CBDC), die auch für Endverbraucher nutzbar wäre. Die Digitalwährungen der Zentralbanken, an denen aktuell gearbeitet wird, sollen dementsprechend nicht für die breite Öffentlichkeit zugänglich sein, erklärt die Blockchain-Firma R3. Digitale Fiatwährungen bleiben wohl damit noch länger Test- und Experimentierfelder.

Das Software-Unternehmen R3 wurde neulich von Nasdaq, der grössten e-Börse in den USA beauftragt, um eine Plattform auf Basis der Corda-Blockchain zu entwickeln. Die Plattform soll die Verwahrung und den Handel digitaler Vermögenswerte ermöglichen und für mehr Transparenz an Marktplätzen für digitale Assets sorgen.

Retail-CBDC erst in der Forschungsphase

Die Studie ist zum Ergebnis gekommen, dass sich zum Zeitpunkt keine sogenannte Retail-CBDCs für Privatkunden in Entwicklung befinden. Laut Autoren der Studie werden Zentralbank-Digitalwährungen in die Kategorien „Retail“ (Einzelhandel) und „Wholesale“ (Grosshandel) unterteilt. Eine Retail-CBDC wäre dementsprechend für Verbraucher, Selbständige und Unternehmen nutzbar, während eine Wholesale-CBDC eigentlich nur für Transaktionen zwischen Banken gedacht ist.

Laut Bericht hat eine Wholesale-CBDC für Zentralbanken eine Digitalisierung ihrer bestehenden Systeme zum Ziel, während die Retail-CBDC die Möglichkeit bieten würde, den Zugang zu Zentralbankgeld auszuweiten. Die Finanzinstitute haben scheinbar jedoch kein Interesse, diese Chance wahrzunehmen, da sie derzeit ausschliesslich an Wholesale-Digitalwährungen arbeiten, so die Studie.

Derzeit haben Unternehmen und die breite Öffentlichkeit keinen Zugang zu Zentralbankgeld und die Untersuchungen und Entwicklungen in diese Richtung sind eher in einer Frühphase. Einige Zentralbanken forschen jedoch bereits an der Umsetzung einer Retail-CBDC, doch ihre Umsetzung sei aktuell noch in weiter Ferne, heisst es in der Studie.

Wholesale-CBDC in greifbarer Nähe

Obwohl Digitalwährungen von Zentralbanken – zumindest in naher Zukunft – nicht zum digitalen Bargeld werden, rückt zumindest die Einführung von Wholesale-CBDCs in greifbare Nähe. China gilt als der Vorreiter in diesem Bereich, da die chinesische Zentralbank-Digitalwährung schon jetzt in mehreren Städten getestet wird, nachdem die Existenz eines CBDC auch von der People’s Bank of China (PBoC) offiziell bestätigt wurde.

Die PBoC kommt mit dem Test der digitalen Währung offensichtlich gut voran, denn aktuell sollen CBDCs in 19 bekannten Restaurants getestet werden – darunter in McDonald’s, Starbucks und Subway. Die digitale Nationalwährung ist ein wichtiger Schritt für China und Ökonomen sind davon überzeugt, dass das Land eines Tages zur grössten Wirtschaft der Welt wachsen könnte. Der digitale Yuan könnte dabei ein wichtiges Puzzleteil sein. Die Chinesische Zentralbank-Digitalwährung – auch DC/EP („Digital Currency Electronic Payment“) genannt, könnte sogar zur Konkurrenz für den US-Dollar werden.

Digitale Fiatwährungen: Europa droht den Anschluss zu verlieren?

China hat im Bereich der von digitalen Fiatwährungen aktuell sehr wenige Konkurrenten. Während mit der Bank of Korea (BOK) und ihrem Pilotplan zu digitalen Währungen weitere Konkurrenz aus Asien kommt, droht Europa den Anschluss zu verlieren. In seinem beschreibenden Infopapier warnt der deutsche Digitalverband Bitkom, dass Europa bei der Diskussion über CBDCs international abgehängt wird. Während Länder weltweit bereits mit digitalem Zentralbankgeld experimentieren, fehle in Europa oft noch das Grundverständnis für digitale Währungen.

Wegen der andauernden Corona-Pandemie wird die Einführung von CBDCs auch von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) befürwortet. Als alternatives Zahlungsmittel sollen Zentralbank-Digitalwährungen allerdings so konzipiert werden, widerstandsfähig gegen Pandemien und Cyberangriffe zu sein. Um Erkenntnisse über CBDCs auszutauschen, haben in Zusammenarbeit mit der BIZ weitere sechs Zentralbanken eine Arbeitsgruppe gebildet. Die Gruppe besteht aus den Zentralbanken von Grossbritannien, Japan, Schweden, Kanada und der Schweiz (SNB).

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