ICOs haben die Art und Weise, wie Kapital beschafft werden kann, revolutioniert. Ähnlich einem traditionellen Börsengang bieten ICOs eine Möglichkeit für Kryptounternehmen, Kapital von Investoren zu sammeln, indem sie diesen den Anspruch auf einen neuen Token oder Coin im Austausch für die neue Kryptowährung gewähren. Doch was steckt hinter dieser Methode der Kapitalbeschaffung?

In diesem Artikel werden wir uns ausführlich mit ICOs auseinandersetzen. Wir werden ergründen, wie ICOs funktionieren, welche Chancen und Risiken sie bieten, wie sie reguliert werden und welche erfolgreichen Projekte aus solchen Presales hervorgegangen sind. Ausserdem werfen wir einen Blick auf die Zukunftsaussichten von ICOs.

Was sind ICOs? Krypto Presales erklärt

Das Initial Coin Offering, kurz ICO, ist eine Kapitalbeschaffungsmassnahme für Kryptounternehmen. Sie sind ähnlich einem Börsengang (Initial Public Offering – IPO), der aber auf der Blockchain durchgeführt wird.

Der Grund für ICOs liegt in der Verbreitung von Kryptowährungen. Es geht darum, Kapital von Krypto-Investoren zu sammeln, indem man ihnen vorab den Anspruch auf einen neuen Token oder Coin im Austausch für andere Kryptowährungen anbietet. Je nachdem, was man erwirbt, unterscheidet die FINMA dabei zwischen einem Krypto-Presale, einer Vorfinanzierung oder dem Erhalt eines Tokens zum Zeitpunkt der Mittelaufnahme ein.

Korrekterweise unterscheidet man zwischen ICO (Initial Coin Offering) und ITO (Initial Token Offering). Der Unterschied liegt jeweils darin, ob ein Coin oder ein Token angeboten wird.

Möchtest Du wissen, wo genau der Unterschied zwischen Coin und Token liegt? Dann lies als Nächstes den Artikel: Coin Token Vergleich.

Der erste ICO fand 2013 mit dem Mastercoin (heute Omni) statt. Bekannte ICOs folgten mit den Kryptowährungen Ethereum (ETH), Cardano (ADA) oder auch Polkadot (DOT).

Wie funktionieren ICOs?

Bevor es zu einem ICO kommen kann, braucht es eine Person oder ein Team, welches ein Konzept für ein neues Kryptowährungsprojekt schreibt. Dieses halten sie dann in einem sogenannten Whitepaper fest.

Im Gegensatz zu einem Businessplan, was ein sehr strategisches Dokument ist, handelt es sich hierbei aber in der Regel um ein mehr technisches Dokument. Die wichtigsten Inhalte sind Details zum Konsensmechanismus, zur Sicherheit, zur geplanten Roadmap und zur Token-Verteilung.

Gleichermassen müssen die notwendigen rechtlichen Genehmigungen eingeholt und regulatorische Fragen geklärt werden. Das Team nun veröffentlicht das Whitepaper und bewirbt den bevorstehenden ICO.

Auf Grundlage der Informationen im Whitepaper entscheiden Krypto-Investoren jetzt, ob sie die mit Start des Presales angebotenen Coins oder Token kaufen wollen. Diese erhalten sie jedoch meist nicht unmittelbar. Sie erkaufen sich jedoch den Anspruch auf eine gewisse Anzahl an Coins zum Zeitpunkt der Coin Distribution (Verteilung der Coins), der im Whitepaper festgelegt wurde.

Je nach ICO muss der erworbene Anspruch nochmals durch ein sogenanntes Claiming beansprucht werden. Danach werden die Coins automatisch an eine beim Kauf angegebene Krypto-Wallet gesendet. Technisch wird diese Verteilung über einen sogenannten Smart-Contract geregelt, welcher auf der Blockchain des neuen Projektes läuft.

Es kann sein, dass Du trotz Claiming den neuen Coin in Deiner Wallet weiterhin nicht siehst. Meist hat das damit zu tun, dass Du den Coin erst Deiner Wallet hinzufügen musst, damit er korrekt angezeigt wird. Anleitungen und die notwendigen Angaben dazu findest Du im Whitepaper oder auf der Website des ICOs.

Chancen und Risiken von ICOs

Für Unternehmen bietet das ICO die Möglichkeit, Kapital zu beschaffen, ohne dabei auf traditionelle Finanzintermediäre angewiesen zu sein. Es braucht also keine Institutionen oder Person, welche zwischen Anbietern und Nachfragern von Kapital vermittelt. Normalerweise würde etwa Banken, Broker, Investmentfonds oder auch Versicherungsgesellschaften diese Aufgabe übernehmen.

Ausserdem ist ein ICO meist deutlich schneller und kostengünstiger als ein IPO, also eine Notierung an der Börse.

Der frühzeitige Zugang bietet für Krypto-Investoren die Chance, potenziell hoch lukrative Investitionen zu tätigen. Denn oft werden die Coins im Presale vergünstigt angeboten. Mit der Notierung auf Kryptobörsen nach dem ICO besteht aufgrund der globalen Marktzugänglichkeit ein Potenzial auf hohe Liquidität und Kursentwicklungen.

ICOs gehören aber auch ganz klar zur Kategorie der Hoch-Risiko-Investments. So kann es nach dem erfolgreichen ICO direkt zu einem Kursverfall kommen. Der Grund dafür ist oft, dass Investoren ihre Coins bei erster Möglichkeit verkaufen. Denn der gelistete Preis liegt oft etwas höher als der Presale Preis.

Generell reagiert der Markt in dieser frühen Phase des Coins oftmals nervös, was eine hohe Volatilität mit sich bringt. Panikverkäufe und FOMO (Fear Of Missing Out) sind keine Seltenheit.

Ebenfalls einkalkulieren solltest Du das Risiko, dass Du Opfer eines ICO-Betrugs wirst. So gab es etwa die 2018 aufgeflogenen Kryptoprojekte iFan und Pincoin. Diese Unternehmen gaben vor, eine Social-Media-Plattform für Prominente zu schaffen. Ausserdem wollten sie eine Online-Plattform mit Werbenetzwerk, Auktions- und Investitionsportal sowie einen Peer-to-Peer-Marktplatz auf Basis der Blockchain-Technologie anbieten. Jedoch machten sich die Betreiber des ICOs mit rund 660 Millionen investierten Dollars aus dem Staub. Beide ICOs wurden als Multi-Level-Marketing-Betrügerei eingestuft.

Regulierung und Compliance bei ICOs

Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (FINMA) hat in der Schweiz die Aufgabe, Finanzmärkte zu beaufsichtigen und zu regulieren. Dies schliesst auch ICOs und Kryptowährungen mit ein. Dafür hat die FINMA bereits 2018 Richtlinien herausgebracht, wie sie mit ICOs und Kryptowährungen in der Schweiz umgeht.

Grundsätzlich teilt die FINMA Kryptowährungen nach ihrer wirtschaftlichen Funktion ein. Sie unterscheidet zwischen:

  • Zahlungs-Token: Token, die tatsächlich oder der Absicht des Organisators nach als Zahlungsmittel, oder der Geld- und Wertübertragung dienen sollen
  • Nutzungs-Token: Token, die Zugang zu einer digitalen Nutzung oder Dienstleistung vermitteln
  • Anlage-Token: Token, die Vermögenswerte repräsentieren

Die Kategorien schliessen sich nicht gegeneinander aus. Somit gibt es ebenfalls hybride Token. Wenn Du weiter in das Thema einsteigen kannst, findest Du hier die offizielle Wegleitung für ICO der FINMA.

Je nachdem welche Art Coin oder Token im ICO angeboten wird, können verschiedene regulatorische Schritte erforderlich sein. Während für Nutzungs-Token nur eine begrenzte Anzahl an Vorschriften gilt, gelten Anlage-Token etwa als Finanzinstrumente. Damit greifen strengere Regularien wie AML- (Anti-Geldwäsche) und KYC-Vorschriften (Know-Your-Customer). Ausserdem müssen Unternehmen sicherstellen, dass sie die geltenden Steuergesetze einhalten. Eine umfassende Dokumentation aller Transaktionen ist damit ein wichtiger Aspekt, um die Compliance mit den schweizerischen ICO-Regulierungen sicherzustellen.

Die Kategorie der wirtschaftlichen Funktion, die für den jeweiligen Coin oder Token gilt, wird übrigens auch bei der Steuerbeurteilung genutzt. Entscheidend ist dann das jeweilige zivilrechtliche Verhältnis zwischen Anbieter des ICOs und Investor. Denn sämtliche vertragliche Verpflichtungen gegenüber dem Investor sind steuerrechtlich zu beurteilen.

Je nach Fall können so eine Gewinnsteuer, Verrechnungssteuer, Stempelabgabe, Vermögenssteuer oder Einkommenssteuer anfallen. Genaueres kannst Du im offiziellen Arbeitspapier der eidgenössischen Steuerverwaltung ESTV nachlesen.

Denke immer daran, dass sich Regelungen und Compliance ändern können. Daher kann es je nach Situation sinnvoll sein, einen Steuerberater hinzuzuziehen oder sich bei der entsprechenden Steuerbehörde Deines Kantons informieren zu lassen.

Die besten Krypto Presales: Erfolgreiche Beispiele für ICOs

ICOs waren in der Vergangenheit sowohl erfolgreich als auch riskant. Die Performance der jeweiligen Kryptowährung variiert stark. Hier sind drei ICOs, die besonders rückblickend als erfolgreich angesehen werden.

Ethereum (ETH) führte 2014 ein ICOs durch und sammelte dabei mehrere Millionen US-Dollar. Das Ethereum-Netzwerk wurde mithilfe dieser Finanzmittel entwickelt und später um Smart Contracts und dezentrale Anwendungen (Dapps) erweitert. Heute handelt es sich dabei um die zweitgrösste Kryptowährung nach Marktkapitalisierung.

Cardano (ADA) mit Sitz in der Schweiz hatte sein ICO 2017. Das Projekt verfolgt das Ziel, eine sichere und skalierbare Plattform für Smart Contracts und Dapps bereitzustellen. Damit steht es in Konkurrenz zu Ethereum.

Ripple (XRP) führte 2013 sein ICO durch, um das Ripple-Netzwerk und die dazugehörige Kryptowährung XRP zu finanzieren. Obwohl Ripple später in einen Rechtsstreit mit der SEC, der amerikanischen Börsenaufsichtsbehörde, fiel, galt das ICO als erfolgreich und trug zu Entwicklung von Ripple bei.

Bitcoin, die erste und bekannteste Kryptowährung, hatte übrigens nie eine vorherige öffentliche Finanzierungsrunde oder ein ICO. Die Person oder die Gruppe mit dem Pseudonym Satoshi Nakamoto veröffentlichte das Bitcoinprotokoll erstmals 2009. Seitdem werden laufend neue Bitcoins mittels Mining erstellt.

Tipps für Investoren in ICOs

Wie vor jeder Investition ist es auch bei ICOs ratsam, sich gründlich in die Thematik und das Projekt einzulesen. Verstehe, welches Problem gelöst werden soll, die Technologie und den Nutzen des Coins. Informationen dazu findest Du unter anderem im Whitepaper. Es lohnt sich ausserdem Abläufe und Funktionsweisen auf Plattformen wie CoinPro zu recherchieren. Damit kannst Du die Angaben im Whitepaper prüfen.

Das Team hinter dem Projekt sollte idealerweise nachweislich Erfolge in verwandten Bereichen oder Projekten haben

Zu einem guten ICO gehört auch immer eine Roadmap. Die geplanten Schritte sollten klar definiert und realistisch sein. Regelmässige Updates und Transparenz in Bezug auf Entwicklungsfortschritte sind ebenfalls vertrauensschaffend.

Beteilige Dich zudem an der Community und lese auch kritische Äusserungen oder Bedenken zum Projekt. Und mit den Informationen oben kannst Du prüfen, ob es sich um einen Utility- (Nutzungs-), Security-Token (Anlage-Token) oder Zahlungs-Token handelt.

Und zu guter Letzt gilt immer: Investiere nur das Geld, das Du Dir auch leisten kannst, zu verlieren. Diversifiziere Dein Krypto-Portfolio und verwalte erworbene Kryptowährungen in einer sicheren Hardware-Wallet.

ICO vs. STO: Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Das Initial Coin Offering (ICO) sowie das Security-Token-Offering (STO) haben beide das Ziel gemeinsam, Mittel für ein Blockchain- oder Kryptowährungsprojekt zu beschaffen. Der Unterschied liegt im Zweck des Coin oder Token, der dabei ausgegeben wird.

Während ein ICO-Token verschieden klassifiziert werden muss, ist bei einem STO klar, dass er der herausgegebene Token einen digitalen Wert repräsentieren soll. Es handelt sich hierbei also um einen Anlage-Token.

Damit folgen wie oben bereits beschrieben verschärften regulatorischen Anforderungen und Sicherheitsvorschriften. Das bietet dem Investor mehr Transparenz und Rechtssicherheit, da eine die Einstufung der Kryptowährung bereits geklärt ist.

Zukunftsaussichten für ICOs: Lohnen sich Kryptos im Presale?

Einerseits bieten ICOs nach wie vor eine attraktive Möglichkeit für Kryptoprojekte, Kapital aufzubringen, ohne auf traditionelle Finanzintermediäre angewiesen zu sein. Dieser Aspekt wird in einer zunehmend dezentralisierten Wirtschaft von Bedeutung bleiben. Andererseits haben die Risiken im Zusammenhang mit ICOs, wie Betrugsfälle und unzureichende Regulierung, dazu geführt, dass viele Investoren vorsichtiger geworden sind.

Der Trend zur stärkeren Regulierung von ICOs wir voraussichtlich anhalten, was potenziell zu mehr Vertrauen und Sicherheit für Investoren führt. Gleichzeitig entwickeln sich alternative Finanzierungsmethoden wie Security Token Offerings (STOs) und Initial Exchange Offerings (IEOs), die bestimmte Vorteile in Bezug auf Compliance und Investorenschutz bieten.

Die Zukunft von ICOs wird wahrscheinlich stark von der Entwicklung der Kryptowährungsbranche insgesamt beeinflusst. Falls innovative Projekte weiterhin auftauchen und das Vertrauen der Anleger gewinnen können, könnten ICOs weiterhin eine relevante Rolle spielen. Doch es ist auch möglich, dass sich der Fokus auf andere Finanzierungsmethoden verlagert, die strengeren regulatorischen Anforderungen entsprechen.

Häufig gestellte Fragen zu ICOs und Krypto Presales?

  • Welche Alternativen gibt es zu ICOs?

    Es entstehen laufend neue Alternativen zu ICOs, die wichtigsten sind: STOs, IEOs, Private Placements, Venture-Capitals und AirDrops.

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  • Welche erfolgreichen Projekte sind aus ICOs hervorgegangen?

    Das bekannteste Projekt ist Ethereum (ETH). Mit Ripple (XRP), Binance Coin (BNB) oder auch Cardano (ADA) sind gleich mehrere der nach Marktkapitalisierung grössten Kryptowährungen aus ICOs hervorgegangen.

  • Welche Risiken sollten Investoren bei ICOs beachten?

    ICOs bringen eine gewisse Unsicherheit mit. Die grössten Risiken können sein: mangelnde Liquidität, Marktvolatilität, Betrugsgefahr, technische Risiken und Änderung bei der Regulierung von ICOs.

  • Welche Rolle spielt die Regulierung bei ICOs?

    Die Regulierung von ICOs ist wichtig bezüglich Investorenschutz, rechtlicher Klarheit, Anti-Geldwäsche und Bekämpfung der Terrorismusfinanzierung, steuerliche Aspekte und Marktintegrität.

  • Wie kann ich an einem ICO teilnehmen?

    Um an einem ICO teilzunehmen, musst Du eine Krypto-Wallet besitzen und eine andere akzeptierte Kryptowährung wie etwa Ethereum (ETH) erwerben. Diese tauschst Du auf der ICO-Website gegen den zukünftigen Token und hinterlegst damit Deine Walletadresse beim ICO. Den Token fügst DU Deiner Wallet hinzu, um die Token zum Zeitpunkt des ICOs zu erhalten.