Chinas offizielle Einstellung zum Bitcoin (BTC) hat sich über Nacht anscheinend radikal geändert. Die führende Kryptowährung wird jetzt als „Investment-Alternative“ bewertet. An der digitalen Landeswährung E-Yuan hält das Land aber weiter fest.

Schon seit Jahren sind heimische Kryptobörsen und Initial Coin Offerings (ICO) in China verboten. Statt Kryptowährungen zu regulieren, setzte China auf die Entwicklung einer eigenen Digitalwährung, dem E-Yuan. Nun hat sich die Einstellung Chinas offenbar radikal verändert: Der stellvertretende Gouverneur der chinesischen Volksbank (People’s Bank of China, PBOC), Li Bo, hat während des Boao-Forums zumindest Bitcoin als eine „Investment-Alternative“ bezeichnet.

Bitcoin: Investmentmittel, aber kein Zahlungsmittel

Laut einem Bericht von CNBC betont Li Bo allerdings, dass China die gängigen Kryptowährungen weiterhin nicht als potenzielle Zahlungsmittel in Betracht zieht. Das Land halte übrigens fest an seinen Plänen, eine digitale Landeswährung mit dem E-Yuan einzuführen. Der digitale Yuan soll von der Zentralbank PBOC emittiert werden und könnte bei den Olympischen Winterspielen 2022 zum ersten Mal auch mit internationalen Besuchern offiziell getestet werden.

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In den Aussagen des Bankers sehen die Beobachter eine Kehrtwende bei Chinas offiziellen Betrachtungsweise von Kryptowährungen. Die Bedeutung der Meinung zeigt sich auch an der Kursentwicklung: Nachdem es letzte Woche infolge einer schärferen Krypto-Regulierung in den USA und dem Teilverbot von Kryptowährungen in der Türkei zu einem Kursrutsch von bis zu 15% kam, scheint sich der Bitcoin-Kurs seit der jüngsten Meldung wieder zu erholen.

Ethereum und einige Altcoins folgten dem Trend, während die „Scherzwährung“ Dogecoin letzte Woche sogar eine Verfünffachung des Kurses erlebte und mit einer Marktkapitalisierung von 50 Milliarden US-Dollar auf dem sechsten Rang der wertvollsten Kryptowährungen landete. Obwohl der Krypto-Verbot der türkischen Zentralbank die Befürchtung weckte, dass andere Nationen diesem Beispiel folgen könnten, machte China hier einen überraschenden und für die Krypto-Community durchaus erfreulichen Gegenzug.

Doch der Milliardär und Mitbegründer von PayPal, Peter Thiel, rät zur Vorsicht. Obwohl der Risikokapitalgeber auch selbst ein grosser Krypto-Befürworter ist, äusserte er sich besorgt darüber, dass China den Bitcoin einsetzen könnte, um den US-Dollar zu untergraben. Wie Thiel weiter erklärt, bedrohe Bitcoin die Vormachtstellung des Dollars als Weltreservewährung und sei die “chinesische Finanzwaffe” gegen die USA, weshalb er von den Vereinigten Staaten strengere Regulierung fordere. Die chinesische Digitalwährung der Zentralbank beschreibt er hingegen als eine Art totalitäres Messinstrument.

China und Bitcoin: Eine komplizierte Geschichte

China und Bitcoin haben eine lange Vergangenheit, insbesondere angesichts der Tatsache, dass China einer der grössten Käufer von Bitcoin war. Im Jahr 2020 gehörte China zu den fünf Ländern mit den grössten Bitcoin-Investitionen. Neben Investitionen spielt China auch eine wichtige Rolle im Bitcoin-Mining-Prozess. Das Land ist weltweit führend im BTC-Mining und verfügt über mehr als die Hälfte der weltweiten Mining-Kapazität, der sogenannten Hashrate.

Ein kürzlicher und schwerwiegender Stromausfall im Nordwesten Chinas führte letzte Woche zu einem massiven Einbruch der Bitcoin-Hashrate, wodurch die Hälfte des Bitcoin-Netzwerks für 48 Stunden lang inaktiv wurde. Trotz der “progressiven” Kommentare erwähnte Li Bo, dass die PBOC ihre aktuellen Vorschriften für digitale Währungen beibehalten werde.

Chinas aktueller Fokus liegt auf der Entwicklung von CBDC

Mit der zunehmenden Akzeptanz und Aufmerksamkeit für digitale Währungen und Krypto-Vermögenswerte versuchen China und andere Regierungen der Welt, Schritt zu halten und dem Spiel einen Schritt voraus zu sein. Chinas aktueller Fokus liegt deshalb auf der Entwicklung seiner eigenen einheimischen digitalen Währung der Zentralbank (Central Bank Digital Currency, CBDC) – worin der Rest der Welt deutlich zurückbleibt.

Zum Vergleich: Die Europäische Zentralbank (EZB) kündigte an, dass der digitale Euro erst in fünf Jahren kommen könnte, während die USA auch erst am Anfang eines digitalen Dollars stehen. Währenddessen wird der digitale Yuan bereits in mehreren chinesischen Provinzen aktiv getestet.

Morgan Stanley: CBDC keine Konkurrenz für Kryptowährungen

Chinas Ziel ist es, die im Umlauf befindliche Fiat-Währung zu digitalisieren: Der digitale Yuan wird also direkt von der PBOC herausgegeben. Das unterscheidet sich allerdings von der dezentralen Idee von Bitcoin & Co. Die asiatische Supermacht begann noch 2014 mit der Entwicklung ihrer eigenen elektronischen Landeswährung und hat in diesem Bereich seither bereits umfangreiche Pilotversuche gestartet. In den nächsten Jahren könnte sich China zu einer bargeldlosen Gesellschaft entwickeln, weshalb die ganze Welt Chinas CBDC-Entwicklungen zuverlässig beobachtet.

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