Krypto wird immer zentralisierter. Das berichtet die Investmentbank Morgan Stanley. Dabei könnte den Kryptowährungen ein unter vielen Personen geläufiger Trend zum Verhängnis werden.

Morgan Stanley: Dezentralisierung der Kryptowährungen lässt nach

Als Satoshi Nakamoto 2009 den Bitcoin veröffentlichte, stellte er durch verschiedene Massnahmen die Dezentralisierung der digitalen Währung sicher. So soll diese der Manipulation gegen sämtliche Akteure widerstehen.

Ist Dezentralisierung in ausreichendem Mass vorhanden, können auch keine staatlichen Akteure das Netzwerk unter die eigene Kontrolle bringen. Dieser Zustand sei jedoch zunehmend gefährdet, so schreibt Yahoo und beruft sich dabei auf einen Bericht von Morgan Stanley.

Ethereum gibt Anlass zur Sorge

Die Einschätzung der Investmentbank stützt sich im Wesentlichen auf die Verhältnisse der zweitgrössten Kryptowährung. Ethereum erlebe wachsende Zentralisierung, so der Tenor. Tatsächlich berichtet CoinPro schon vor dem wegweisenden Merge über potenzielle Probleme der Zensur.

Inzwischen ist der Merge erfolgreich geglückt und die Situation erweist sich längst als bedrohlich. Etwa die Hälfte aller Blöcke ist inzwischen zensiert. Das betrifft vor allem die dApp Tornado.cash, die jüngst der Gegenstand einer juristischen Auseinandersetzung ist.

Dabei nimmt der Anteil der zensierten Blöcke zuletzt noch deutlich zu. Schuld daran ist ein technisches Detail. Zwar nimmt Morgan Stanley keinen Bezug auf diesen Umstand, doch auch die Bank glaubt an wachsende Probleme durch bestimmte technische Elemente.

Krypto zentralisierter durch Cloud Hosting von Nodes

Morgan Stanley macht das Cloud Hosting von Nodes als schwerwiegende Gefahr aus. Die Argumentationsweise ist dabei ganz einfach: Bei Cloud Hostern handelt es sich um zentralisierte Unternehmen. Nimmt die Regulierung von Kryptowährungen weiter zu, so könnte diese die Hoster betreffen.

Demnach könnte der Staat an diesem Punkt Massnahmen durchsetzen. Etwa könnten Regierungen die Abschaltung der Netzknoten erzwingen. Im schlimmsten Fall wäre sogar denkbar, dass die Nodes gekapert und das Netzwerk manipuliert würden.

Dass diese Idee gar nicht so abwegig ist, beweise der Zustand, dass 64 Prozent der Ethereum-Nodes von vier verschiedenen Anbietern betrieben würden. Den grössten Anteil daran bildet Amazon. Populär ist auch Hetzner. Danach folgen Google und OVH.

Nur 33 Prozent der Netzknoten werden von Privatpersonen betrieben. Hierbei wird noch ein weiteres Problem deutlich. Hetzner als zweitgrösster Node-Betreiber des Netzwerks, gab erst vor wenigen Wochen bekannt, Krypto-Nodes gänzlich zu verbieten.

Verantwortlich ist der Trend unter Nutzern, eine Cloud anzumieten und dort einen Netzknoten aufzusetzen. Zwar ist die Stabilität und Anbindung dieser Nodes üblicherweise sehr gut, für ein dezentrales Netzwerk aber nicht besonders förderlich – jedenfalls nicht in diesem Ausmass.

Betreiber aus der Industrie sowie Bildungseinrichtungen nehmen nur einen verschwindend geringen Anteil am Netzwerk ein.

Morgan Stanley hält Zentralisierung für normal

Zwar warnt Morgan Stanley vor den veränderten Umständen, gleichzeitig halten die Analysten diese Vorgänge allerdings für normal. Demnach sei die Zentralisierung ein normaler Teil des Reifungsprozesses von Krypto.

Anders sieht das der harte Kern der Krypto-Szene. Auch die Ethereum Stiftung hält die Kritik für berechtigt und erklärt seit Längerem, an einer Lösung zu arbeiten. Macht der deutsche Hoster Hetzner seine Drohung war, könnte eine plötzliche Abschaltung von sechs Prozent des Netzwerks drohen, die dann womöglich mehr Aufmerksamkeit auf das Risiko lenkt.

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