Deutschland galt vielen Krypto-Kennern lange Zeit als eine Art Einöde, wenn es um digitale Währungen wie den Bitcoin oder Altcoins wie Ethereum ging. Banken, Versicherungen und andere Branchen im Land – so die Kritik – entdeckten die Möglichkeiten von Kryptowährungen und der Blockchain Technologie zu langsam. Vorwürfe dieser Art gab es auch, nachdem die deutsche Bundesregierung ihre Pläne für eine sogenannte Blockchain Strategie bekannt gegeben hatte. Zu unambitioniert und zu langsam arbeite die Politik an der Umsetzung eigener Pläne. So sieht es neben Krypto-Insider auch mancher Vertreter aus der politischen Opposition. Die besagte Blockchain-Strategie ist ein gutes Beispiel für die zurückhaltende Art der Bundesregierung, wenn es um die Nutzung der neuen Technologien geht.

Blockchain Strategie in der Kritik: Politik arbeitet zu langsam

Seit rund zwei Jahren arbeitet die Regierung am Konzept, lange ohne klare Linie. So jedenfalls sehen es viele Beobachter, die Deutschland durchaus eine Führungsrolle zugetraut hätten. Wenn nicht weltweit, so doch wenigstens innerhalb Europas, wo neben der Schweiz mit dem Kanton Zug als „Crypto Valley“. Österreich auch kleine Staaten wie Liechtenstein zunehmend als Magnet für Blockchain-Startups dienen. Zeitweise entwickelte sich die Bundeshauptstadt Berlin zum heissen Pflaster für Kryptofirmen. Doch die mühsame Schaffung klarer Regeln in der Politik bremst die Entwicklung eher aus, als dass Unternehmen sich von einer positiven deutschen Krypto-Grundstimmung angezogen fühlten.

Deutschland und Bitcoin – Lieber kritisieren als auf Innovationen setzen?

In der nahen Vergangenheit verschafften sich die deutsche Zentralbank wie auch der Bundesfinanzminister Olaf Scholz eher mit Überlegungen hinsichtlich eines Verbots der Facebook Währung Libra Gehör. Zudem dachte man in der Politik über die Schaffung eines „digitalen Euro“ nach, der den zunehmenden Bedarf nach einem schnellen, transparenten und günstigen Zahlungsmittels über Grenzen hinweg bedienen könnte. Die Mühlen mahlen langsam in Deutschland, während andere Länder wie China, Russland oder Venezuela schon einen Schritt weiter sind. Zumindest China erwägt – parallel zu weiteren Börsen-Schliessungen im Land – eine baldige Einführung des digitalen Yuan. Auf der anderen Seite gibt es trotz aller Bedenken der Regierung mit Blick auf digitale Währungen wie Ethereum oder gar eigene ICOs von Privatunternehmen immerhin Einsicht beim Thema Blockchain. Einige Banken, vor allem auch andere Industriezweige wie etwa der Automobilsektor loten in Deutschland allmählich die Möglichkeiten der Technologie aus.

Viele Krypto-Anleger fühlen sich allein gelassen

Auf der Strecke bleibt dabei bisher aber das steigende Interesse vieler Verbraucher an Bitcoin und Co. Grund für die zurückhaltende Arbeit der deutschen Regierung sind zum Beispiel Sicherheitssorgen. Zum einen bezüglich geltender Datenschutzbestimmungen. Zum anderen aber wohl umso mehr wegen der dezentralen Funktionsweise digitaler Währungen. Deutschland spielt eine europäische Hauptrolle beim Kampf gegen Terrorfinanzierung und Geldwäsche. Man tut sich schwer, sich die Vereinbarkeit der Richtlinien und der Netzwerke digitaler Währungen vorzustellen.

Moderne Regulierung könnte Deutschland nach vorne bringen

Die fehlende Regulierung für den Wachstumsmarkt führt nach Auffassung vieler Finanzexperten dazu, dass Deutschland technologisch ins Hintertreffen gerät. Schneller als bisher müssten Regierung und Bundestag den Weg für rechtliche Rahmenbedingungen ebnen. Und zwar so schnell, dass sich die durchaus zahlreichen Interessenten für den Krypto- und Blockchain-Standort Deutschland nicht lieber für ein Land entscheiden, das den Entwicklungen offener gegenüber eingestellt ist. „Handeln statt abwägen und bewerten“, so fassen verschiedene Analysten das derzeitige Verhaltensmuster der Bundesregierung kurz und bündig zusammen. Das Schaffen eindeutiger, innovationsfreudiger (Sicherheits-) Standards könnte Deutschland an die Spitze der Krypto-Nationen bringen. Noch ist es nicht zu spät, aktiv zu werden. Das Zeitfenster aber ist überschaubar.

Klare Regeln könnten die digitale Transformation stärken

Andere Länder haben es vorgemacht, wie schnell Lösungen gefunden werden können, wenn die Bereitschaft vorhanden ist. Bei entsprechender Rechtssicherheit würde Deutschland nicht nur die Bedürfnisse einer immer grösseren Gruppe von Bürgerinnen und Bürgern erkennen und berücksichtigen. Auch könnte binnen weniger Jahre eine Landschaft zukunftsweisender Firmen zwischen digitalen Währungen, künstlicher Intelligenz und Blockchain-Ideen entstehen. Falsch jedenfalls ist ein Ansatz, der sich ausschliesslich auf den Bitcoin konzentriert und einzig negative Aspekte wie Einsatzmöglichkeiten für Kriminelle oder klimaschädliche Aspekte konzentriert. In beiden Punkten könnte die Regierung ihre noch immer recht skeptische und teilnahmslose Position zugunsten einer Vorreiterrolle mit Beispielfunktion für andere Länder werden. Dem digitalen Wandel würde damit besser als bisher Rechnung betragen.

Inwieweit tatsächliche politische Massnahmen Einfluss auf die Kurse von Coins wie Ethereum oder Litecoin haben würden, bleibt abzuwarten. Dass die Blockchain Strategie „schon“ 2020 zu digitale Anleihen des Staates führen könnte, schürt die Hoffnung auf mehr Optimismus im Kryptostandort Deutschland. Und am Ende könnte das Verhältnis von Deutschland und Bitcoin doch noch ein richtiges Gutes werden.

Teil 1: Argentinien und Bitcoin

Teil 2: China und Bitcoin

Teil 3: Russland und Bitcoin

Teil 5: USA und Bitcoin

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