Die USA können in unserer Reihe verschiedener Länder und ihrer Position digitalen Währungen wie dem Bitcoin gegenüber quasi sinnbildlich für den vielerorts erkennbaren Widerspruch angeführt werden. In wenigen Ländern zeigen sich die Widersprüche rund um den Kryptomarkt schliesslich so eindeutig. Auf der einen Seite gibt es im Land mit Facebook einen Anbieter, der mit seinem Libra Stablecoin auf einen massiven Wandel der Sparte hinarbeitet und weltweit in der Kritik steht. In Form der JP Morgan Stanley ausserdem hat eine erste US-Grossbank mit dem selbst betitelten JPM Coin schon in der ersten Hälfte des Jahres einen eignen Stablecoin an den Markt gebracht. Wenn auch zunächst als Testlauf mit eher offenem Ausgang.

Im Zuge der Pläne der Libra Association zeigte sich in den USA aber vor allem eines: Die Offenheit für die neuen Technologien und Währungen hält sich im Land durch die verschiedenen politischen Parteien eher in Grenzen.

Politik gibt sich weiterhin kritisch beim Kryptothema

Gesunde Skepsis oder überzogenes bange machen? Die Wahrheit liegt sicher wie so oft irgendwo zwischen den beiden Polen einer generellen Zustimmung und einem Totalverbot. Auch letzteres wird seit Monaten gefordert. Einer der grossen Kritiker im Land ist niemand Geringerer als US-Präsident Trump. Schon relativ früh nach Bekanntwerden der Vorbereitungen für den Libra Coin im Hause Facebook meldete sich Trump zu Wort. Er halte den Bitcoin für böse und schlecht. Auch an Libras Plänen liess der umstrittene Präsident wiederholt kein gutes Wort. Auch ausserhalb der republikanischen Partei gibt es harte Kritik – nicht nur an Libra, sondern auch digitalen Währungen allgemein.

Facebooks Libra-Konzept löste heftige Diskussionen aus

Beispielsweise sind die Vertreter der Federal Reserve – der US-Notenbank – gelinde gesagt skeptisch, wenn sie sich den rasant wachsenden Kryptomarkt anschauen. Die Währungshüter scheinen sich Sorgen hinsichtlich der Währungsstabilität des US-Dollars zu machen. Auch hier sind die Bedenken mit Blick auf Libra und die zugehörige Wallet besonders gross. Aufgrund der Grösse Facebooks warnen die Experten seit Monaten vor dem Systemrisiko. Währenddessen äusserte Facebook-Chef Zuckerberg bei seiner wiederholten Anhörung vor dem Kongress, Libra solle nicht in den klassischen Bankensektor vordringen. Auch wolle Facebook die Entwicklungsarbeit am liebsten gemeinsam mit den zuständigen Aufsichtsbehörden in Angriff nehmen. Ob man  Mark Zuckerberg diese Statements abnimmt oder nicht, spielt im Grunde nur eine Nebenrolle.

US-Hochschulen in internationale Krypto-Führungsposition

Richtig ist: Die USA sind in weiten Teilen uneinig, ob der Kryptosektor nun Fluch oder Segen ist. Währenddessen wächst das Blockchain-Interesse bei vielen Unternehmen, auch im akademischen Umfeld kommt der Technologie eine zunehmend wichtigere Rolle zu. An vielen US-Universitäten entstehen nach und nach sogenannte Krypto-Clubs, in denen sich Mitglieder über Coins und technologische Innovationen im Kontext der Blockchain austauschen. Die Studierenden erkennen die Chancen. Nicht nur die technischen, sondern auch die beruflichen. US-Unis sind international zudem führend, wenn es um Lehrangebote zu Blockchain- und Kryptothemen geht. Das zeigte eine Befragung unter Studierenden, für den das bekannte Unternehmen Coinbase zum zweiten Mal verantwortlich zeichnete. In der Top 10 der aktivsten Hochschulen weltweit sind gleich mehrere renommierte Hochschulen der USA vertreten. Nicht nur an den bekannten Elite-Unis reift also ein nicht unbedeutender Teil der Krypto-Elite von morgen.

USA und Bitcoin: Zulassung von BTC Futures als wichtiges Branchensignal

Genau betrachtet, tut sich allmählich auch etwas aufseiten der Behörden. Wenngleich für die Securities and Exchange Commission (SEC) weiterhin feststeht, dass der Bitcoin kein Wertpapier ist, haben an anderer Stelle einige Unternehmen durchaus eine relevante Entwicklung erreicht. Der Anbieter Bakkt erhielt nach langem Hin und Her die Zulassung für Bitcoin Futures. Viele Interessenten warteten lange auf die endgültige Lizenz des Produkts durch die zuständige CFTC. Viel Zeit hatten sich die Prüfer gelassen, bevor sie endlich den Weg frei gemacht haben. Im Dezember will Bakkt nun als Vorreiter in den USA auch BTC Optionskontrakte für den Handel einführen. Nachahmer stehen bereits in den Startlöchern.

Auch Behörden begreifen Coins und Blockchain als Chance

So gibt es Hoffnung für Kryptofans in den USA, dass die langsam mahlenden Mühlen der Behörden zunehmend flexibler agieren. Allerdings darf im Zusammenhang nicht vergessen werden, dass es zwischen den Behörden verschiedene Standpunkte. Die Instanzen am Finanzstandort New York etwa präsentieren sich in vielerlei Hinsicht offener als Einrichtungen, in für alle Bundesstaaten relevante Entscheidungen treffen. Ein Beispiel: Schon Ende 2018 wurde bekannt, dass der Bundesstaat Ohio zukünftig auch Steuerzahlungen in Bitcoin zulassen wolle. Die Stadt Austin wiederum ihre Pressestelle im späten Frühjahr mitteilen, die Stadt werde im Rahmen einer Kooperation mit IOTA neue Möglichkeiten bei der Gestaltung des Strassenverkehrs ausloten. Auch dies ist ein Zeichen für die schrittweise Öffnung, selbst wenn es sich mitunter eher um erfreuliche regionale Entwicklungen und nicht um bundesweite behördliche Änderungen handelt. In kleinen Schritten gelangt man bekanntlich auch ans Ziel.

USA anderen Ländern einen grossen Schritt voraus?

Wichtig sind derlei Veränderungen dennoch aus der Sicht der wachsenden Gruppe der Krypto-Investoren und Unternehmen, die in den USA in der einen oder anderen Weise auf die Blockchain setzen. Last but not least darf bei der Kritik vieler Krypto-Insider an der teils recht restriktiven US-Kryptopolitik eines nicht vergessen werden. Insgesamt sind die USA ein wichtiger Standort für die Branche. Beispielsweise stand 2019 schon mehr als jeder zweite Bitcoin-Geldautomat auf US-amerikanischem Boden. Ungeachtet der Geldwäsche-Bedenken etlicher Politiker zeigt dies: Die Vereinigten Staaten sind in mancherlei Hinsicht deutlich weiter als etwa Deutschland, wo erst 2020 endlich die Blockchain Strategie realisiert werden soll. Auch im Direktvergleich mit Russland schneiden die USA besser ab.

Im Land des Rubels wird zwar schon seit längerem über die Einführung eines digitalen Rubels (insbesondere zur Umgehung ausländischer Sanktionen nachgedacht). Den Markt für Kryptowährungen aber ist den russischen Behörden eher ein Dorn im Auge. Auch China gegenüber zeichnen sich die USA durch mehr Freiheiten aus der Sicht von Investoren, Börsen und ICO-Anbietern aus.

Teil 1: Argentinien und Bitcoin

Teil 2: China und Bitcoin

Teil 3: Russland und Bitcoin

Teil 4: Deutschland und Bitcoin

Teil 5: Österreich und Bitcoin

Teil 7: Liechtenstein und Bitcoin

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