Für manchen Laien kam die Entwicklung eher still und heimlich, für echte Branchenkenner war ein klarer Trend absehbar: Das kleine Fürstentum Liechtenstein hat sich politisch auf die Fahne geschrieben, zu einer der führenden europäischen Nationen im Kryptosektor zu werden. Es ist nicht das erste Mal, dass das Land schneller auf Entwicklungen am Finanzmarkt reagiert. Gerade beim Steuerthema beschreitet das Land gerne ungewöhnliche Wege, um sich als Standort bei Unternehmen beliebt zu machen. Schliesslich müssen sich die Kleinstaaten irgendwie interessant für Unternehmen und ganze Wirtschaftszweige machen. So auch im Falle der Welt der digitalen Währungen und Blockchain-Firmen. Seit einiger Zeit bemüht sich das Land um den Titel „Crypto Valley“ und will mit seiner politischen Richtung auch der Schweiz den Kampf ansagen. Liechtenstein und Bitcoin – ein Land will nach oben:

Krypto-Firmen sollen zukünftig noch willkommener sein

Die Schweiz – genauer der Kanton Zug – hatte diesen Namen seit einigen Jahren aufgrund einer Krypto-offenen politischen Ausrichtung inne. Erst im Oktober legte Liechtenstein den nächsten Grundstein mit einer modernen Gesetzgebung, die letztlich nicht nur die Schweiz, sondern auch Deutschland und die EU insgesamt unter Druck setzt. Am Standort Liechtenstein erwarten beispielsweise bekannte Firmen wie Aeternity zunehmende Offenheit. Gerade als Lizenzgeber hat sich der Ministaat einen guten Ruf erarbeitet. Auch hat sich Liechtenstein binnen weniger Jahre zu einem wichtigen Ausgangspunkt entwickelt, dessen Rechtslage im Ausland diskutiert und teils übernommen wird. Der aktuelle „Blockchain Act“ etwa dient laut Experten bedingt als Vorbild für Deutschlands Blockchain-Strategie, die von der Bundesregierung erarbeitet wurde und 2020 zu ersten digitalen Anleihen führen soll.

Ab 2020 will Liechtenstein noch mehr Krypto-Bedeutung

Aufgrund der geringen Grösse des Landes kann Liechtensteins Regierung nach Auffassung vieler Insider schneller als die grösseren Nachbarstaaten agieren. Davon profitieren nicht nur Startups der Kryptobranche, sondern insbesondere auch Investoren und Anleger. Liechtenstein und Bitcoin – eine Beziehung, die passt.

Aktuell arbeitet das Land an einem innovativen Modell, das, auf das geltende Zivilrecht abgestimmt, Übertragungen von Token unterschiedlichster Art ermöglichen soll. Der Handel mit digitalen Aktien wird dadurch schon bald ebenso denkbar sein wie der Immobilienverkauf per Blockchain oder die Vergabe von Lizenzrechten. Eine derart klare juristische Basis für die Krypto-Entwicklung gibt es bisher nicht. Bitcoin und Co. stehen wir Tür und Tor offen. Manche Analyse spricht derzeit vom europaweit ersten „ganzheitlichen Weg“ für die Kryptobranche. 2020 soll die neue Rechtsprechung als „Act“ in Kraft treten.

Zahlreiche Juristen und Branchenkenner rechnen den Liechtensteiner Blockchain Act tatsächlich gute Chance aus, zum Vorbildmodell für andere Länder zu werden. Token-Entwickler und andere Firmen freut es. Eine klare Richtung der Regulierung suchen Unternehmen in vielen EU-Staaten (und ausserhalb) bisher vergeblich.

Neues Gesetz soll Branche schnelleres Wachstum erlauben

Das Land versteht sich selbst mit seiner „Rechtsklarheit“ für die Ökonomie der zahlreichen Token vorhandenen und neu entstehenden Währungen ebenfalls als Vorbild. Das neue „Token- und VT-Dienstleister-Gesetz“ (TVTG) soll Kryptofirmen noch mehr Sicherheit bieten als ohnehin schon. Das Spannende am kommenden Rechtsmodell: Der Blockchain Act erhielt in der Liechtensteiner Regierung keine Gegenstimme. Auch dies ist als Signal für die Offenheit der Politik zu sehen, das in der Branche für gute Stimmung sorgt. Beim Anbieter Bitcoin Suisse etwa heisst es, das Fürstentum werde durch den rechtlichen Vorstoss zumindest in Europa zum Blockchain- und Fintech-Standort Nr. 1. Gemeinsam mit der Schweiz beherbergt Liechtenstein als Teil des europäischen „Crypto Valley“ inzwischen mehr als 800 Firmen, die auf dem Sektor der digitalen Assets und der Blockchain tätig sind.

Gute Grundlage für Expansion des Token-Sektors

Startet die kommende Rechtslage so erfolgreich, wie es viele Analysten erwarten, werden ab 2020 höchstwahrscheinlich noch viele weitere Organisationen hinzukommen. Liechtenstein stellt mit seiner Neuausrichtung unter Beweis, dass man den Trend schneller als andere Länder erkannt hat. Glaubt man neuen Prognosen, könnten Token-Assets bis 2027 auf Basis der Distributed-Ledger-Technologien (DLT) auf einen Anteil von 10 % der Wirtschaftsleistung weltweit kommen. Während sich andere Staaten wie gehabt gegen die Entwicklung sträuben, erkennt das Fürstentum die Zeichen der Zeit. Dabei geht es nicht nur um unternehmerische Steuerzahler, die ins Land gelockt werden sollen.

Liechtenstein erkennt auch behördliche Anwendungschancen

Auch der Staat selbst will sich scheinbar die hohe Kosteneffizienz der Technologien zunutze machen. Steuererklärungen, staatliche Wertpapiere und interessante weitere Anwendungsbereiche sind auch bei der Regierung und vielen Behörden im Gespräch. Anders als etwa als ihre Mitbewerber in Deutschland sind auch die Liechtensteiner Banken zunehmend im Kryptosektor engagiert. Die renommierte Liechtensteiner Bank Frick ist eines von etlichen Beispielen. Das Unternehmen ist zusammen mit Bitcoin Suisse an der Emission von Bitcoin- und Ether-basierten Tracker-Zertifikaten beteiligt. Ab 2020 dürften viele weitere Krypto-Produkte aus dem Fürstentum folgen. Zugleich wird die Zahl der Anleger, die Wallets eröffnen, auf Börsen Bitcoin kaufen und mit Altcoins handeln durch die neue Regulierung und Sicherheit wohl spürbar steigen.

Liechtenstein und Bitcoin – Mehr bekannte Börsen wissen den Standort zu schätzen

Zum Schluss noch drei Beispiele, die die Krypto-Affinität des kleinen Landes unterstreichen. In den vergangenen Monaten drängten etliche Börsen wie zum Beispiel der Dienstleister Bittrex auf den Liechtensteiner Markt. Wie in Österreich haben Bürgerinnen und Bürger im Land seit 2019 die Gelegenheit, in einer Vaduzer Filiale der Post die Chance zum Tausch digitaler Währungen. In der Startphase standen BTC, ETH, Ripple, Bitcoin Cash und Litecoin zur Verfügung. Eine Projekterweiteruung war von Anfang an geplant. Und auch im Bildungssektor des Fürstentums tut sich seit einiger Zeit etwas. Schon Ende 2018 kündigte die Hochschule Liechtensteins einen „Blockchain-Studiengang“ als innovatives Pilotprojekt an. Das „Institut für Finance“ startete Anfang 2019 ein entsprechendes Kompetenzzentrum. Studierenden wird wichtiges Know-how rund um die Blockchain und die zahllosen digitalen Währungen vermittelt.

Finanzaufsicht Liechtensteins minimiert Bürokratie

In diesem Punkt dient das Land ebenfalls manch anderen Staat Europas als Vorbild. Die Begeisterung für die neuen Technologien im Kleinstaat hat wie gewohnt einen guten Grund. Um im Wettbewerb mit den grösseren Ländern in der EU braucht es gute Ideen und Offenheit für neue Märkte. Die Finanzmarktaufsicht Liechtensteins (FINMA) hat diese Notwendigkeit früh erkannt und die nötigen Rahmenbedingungen geschaffen bzw. diesen mit Transparenz und Diskussionsfreude den Weg geebnet. Gute behördliche Koordination ohne unnötige bürokratische Fallstricke ermöglichen kurze Reaktionszeiten, während die Behörden andernorts deutlich langsamer Entscheidungsprozesse bewältigen. Liechtenstein und Bitcoin – Dies passt sehr gut.

Teil 1: Argentinien und Bitcoin

Teil 2: China und Bitcoin

Teil 3: Russland und Bitcoin

Teil 4: Deutschland und Bitcoin

Teil 5: Österreich und Bitcoin

Teil 6: USA und Bitcoin

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